Videokonfernenzen sind durch die Coronakrise beliebt wie nie zuvor
Videokonfernenzen sind durch die Coronakrise beliebt wie nie zuvor

kreative Kommunen

Coronakrise: Stadt bietet Videokonferenzen für Alle an - Tolle Aktionen

Viele Einrichtungen mussten schließen, persönliche Kontakte sind nur schwer möglich. Städte und Gemeinden sind in dieser Zeit besonders gefragt, mit kreativen Lösungen dafür zu sorgen, dass die Bürger in Kontakt bleiben können. Und das machen Sie auf hervorragende Weise. Das beginnt beim Lieferservice für Bildung und Kultur, geht über Ratssitzungen, die virtuell abgehalten werden und endet bei Videobotschaften der Bürgermeister Apropos Video: Das können in einer Stadt nun alle Bürger nutzen - ohne umständlich eigene Programme installieren zu müssen.

In der Coronakrise werden die Kommunen noch kreativer, als sonst schon. Unter dem Motto: "Eine digitale Nähe trotz physischer Distanz schaffen" hat sich die Stadt Bühl in Baden-Württemberg das Projekt "Palim Palim" einfallen lassen. Schon der Name erinnert natürlich an die legendäre Sendung mit Dieter Hallervorden. Die Stadt sagt, der Ton soll an den "die Klangfolge einer Türglocke wie früher oft in Tante-Emma-Läden" erinnern. Kurzum: "Der analoge Plausch beim Einkauf in der Stadt soll in das digitale Zeitalter gehoben werden", wie es Bühls Oberbürgermeister Hubert Schnurr ausdrückt. 

Die Technik dahinter ist denkbar einfach. Jeder, der ein Handy oder einen Computer hat, kann über seinen Browser auf die Seite der Stadtverwaltung gehen. Von dort kann er eine sichere Videokonferenz starten, ohne irgendwelche zusätzlichen umständlichen Programme installieren zu müssen. Der Vorteil: Es ist sehr niederschweflig und die Stadt verspricht zudem hohe Datensicherheit. Vor allem aber: Jeder kann mit nur einem Klick ein eigenes Gespräch starten und eigene Räume einrichten. Wörtlich heißt es auf der Seite der Stadt:



"Unter nachfolgendem Link können Sie zu jeder Zeit und ohne Registrierung eine sichere Videokonferenz mit Ihrer Familie, Ihrem Verein oder (Musik-)Schulklasse führen. Dies ist ein kostenfreies Angebot der Stadtverwaltung Bühl, um auch in Zeiten der Corona-Pandemie digitale Nähe trotz physischer Distanz zu schaffen. Die Plattform genügt allen sicherheitstechnischen sowie datenschutzrechtlichen Anforderungen und wird auf einem deutschen Server betrieben. Es werden nicht mehr Daten erhoben als für die technische Realisierung zwingend notwendig. Selbstverständlich haben nur die Teilnehmenden Einsicht in den Inhalt der Konferenz. Trotzdem sollten - wie bei allen Online-Angeboten - keine sensiblen Daten wie Bankverbindungen oder Passwörter kommuniziert werden."

Vereine in der Zeit der Coronakrise zusammenhalten

Die Grundidee entstand in der knapp 30.000 Einwohner-Stadt Bühl, weil man auf diese Weise etwa den Vereinen eine Möglichkeit geben wollte, sich weiter auszutauschen. Auch Sprachkurse oder ähnliche Angebote etwa der Volkshochschulen sind über dieses System sehr einfach und niederschweflig möglich. 

Den gleichen Gedanken hat etwa auch die Stadt Moers bei ihren Angeboten. Hier gibt es - wie in vielen Städten - inzwischen regelmässig Videobotschaften des Bürgermeisters. Statt über umständliche Systeme, die wieder nur einen Teil der Bevölkerung erreichen, nutzt Moers vor allem Facebook als Plattform. Wörtlich sagt Bürgermeister Christoph Fleischhauer: "Als Bürgermeister konnte ich eine Vielzahl von Menschen niederschwellig mit Videobotschaften erreichen. Zuvor hatte ich dieses Medium zum Beispiel bei dem Beschluss zum Moerser Haushalt verwendet. Der Vorteil: schnelle und unmittelbare Nachrichtenübermittlung an die Bürgerinnen und Bürger. Zudem haben wir online eine FAQ- Liste zur Verfügung gestellt und eine Corona-Hotline geschaltet. Schließlich ist zur Stärkung der Gewerbetreibenden die Seite http://localheroes.moers.de entstanden."

In der Coronakrise auch die Kommunalpolitiker informieren 

Viele andere Städte versuchen über Videoplattformen, ihre Stadträte auf dem Laufenden zu halten. Zwar ist bisher nur in Baden-Württemberg rechtlich eine Ratssitzung per Video möglich (Brandenburg und Thüringen planen ähnliches, haben Gesetzgebungsverfahren gestartet, die bis auf Weiteres aber nur für die Zeit der Coronakrise gelten sollen) trotzdem ist zumindest ein Austausch möglich. Der Bürgermeister von Dormagen etwa, Erik Lierenfeld sagt: "In Dormagen können derzeit Rats- und Ausschusssitzungen nicht stattfinden. Das wäre wegen des damit verbundenen Infektionsrisikos unverantwortlich. Meinungsvielfalt und politischer Diskurs dürfen jedoch auch während der Corona-Krise nicht unter Quarantäne stehen. In wöchentlichen Videokonferenzen informieren wir daher die Fraktionsvorsitzenden umfassend über Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus, stellen uns den Fragen der Politik, diskutieren und erklären."

Ein System, das auch von vielen anderen Kommunen genutzt wird. Auch Bürgermeister Steffen Apelt in Hohen Neuendorf etwa nutzt die Möglichkeit, sich mit den Fraktionsvorsitzenden regelmässig über das Videokonferenzsystem "Zoom" auszutauschen. "Ausführlichere Nachfragen und Erklärungen werden dann per Mail nachgeliefert", so Apelt. 

Lieferservice für Bildung und Kultur 

In Hattingen bieten Büchereien und Musikschule einen besonderen Lieferservice an. Bürgermeister Dirk Glaser: "Im Kulturbereich mussten wegen Corona ganze Einrichtungen schließen, also mussten in Hattingen kreative Lösungen her: Die Stadtbibliothek hat einen Bestellservice ins Leben gerufen. Medien werden bestellt und dann umweltfreundlich per Fahrrad von Kurieren ausgeliefert. Möglich ist das durch eine Kooperation mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Hattingen."

Auch die Musikschule bietet in Hattingen neue, digitale Alternativen zum herkömmlichen Unterricht an, zum Beispiel Tipps per Skype oder Lehrvideos auf der Homepage. Mit Büchern, Gesellschaftsspielen und digitalem Musikunterricht wird den Menschen Abwechslung im stark eingeschränkten Alltag geboten. "Insbesondere den Kindern, die seit Wochen zu Hause bleiben, denn hier sind Alternativen zu Fernsehen und Computerspielen wichtig. Durch diese kreativen Ideen bleibt ein Stück Normalität in Hattingen erhalten", so der Bürgermeister 

Der Städte und Gemeindebund NRW hat dieses und weitere Beispiele aus seinem Bundesland in Form einer kleinen PDF Broschüre zusammengefasst. Hier finden sich weitere spannende Beispiele, was Kommunen vor Ort tun. Laden Sie die kleine Datei (unter 1 MB) gerne direkt hier herunter: