Danksagung für die Arbeit während der Corona-Pandemie: Steinmeier und Mattarella schreiben persönlichen Brief an Städtepartner in Deutschland und Italien
Danksagung für die Arbeit während der Corona-Pandemie: Steinmeier und Mattarella schreiben persönlichen Brief an Städtepartner in Deutschland und Italien

Partnerkommunen

Corona-Pandemie: Bundespräsident dankt Bürgermeistern

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und sein italienischer Amtskollege, Sergio Mattarella, danken in einem gemeinsamen Brief mehr als 800 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern von Partnerkommunen in Deutschland und Italien für ihr Engagement und ihre Solidarität während der Corona-Pandemie. 

Die Städte- und Gemeindepartnerschaften leisteten einen wesentlichen Beitrag zu einem starken, solidarischen und zukunftsorientierten Europa. Während der Corona-Pandemie vermittelten die Partnerschaften und die engagierten Menschen in beiden Ländern Mut und Hoffnung im Kampf gegen ein Virus, das keine Grenzen kennt. So steht es in einem Brief an mehr als 800 Bürgermeister, den Steinmeier und Mattarella verschickt haben. Wir zitieren Ausschnitte aus dem Schreiben: 

Corona-Pandemie: Es gab viele Gesten der Solidarität 

„Die Covid-Pandemie stellt uns in ganz Europa vor nie dagewesene Herausforderungen. Viele Menschen haben Familienangehörige, Freunde und Nachbarn verloren, wurden ihrer Lebensgrundlage und Perspektiven beraubt. Wir haben lernen müssen, mit Einschränkungen zu leben, die bis vor Kurzem undenkbar schienen. 

Italien hat in den vergangenen Monaten ganz besonders schwer unter der Covid-Pandemie gelitten, die Italiener haben mit Bravour und Disziplin die Einschränkungen eingehalten. Die dramatischen Bilder aus Italien gingen um die Welt. Sie haben auch die Menschen in Deutschland tief berührt. 

Die seitdem erfolgten Gesten der Solidarität im Netzwerk der über 350 deutsch-italienischen Städtepartnerschaften waren wichtige Signale, die in der Krise Mut und Hoffnung vermittelt haben. Ob Videobotschaften, Spenden oder auch einfach nur der Austausch über die jeweilige Lage vor Ort und die Frage, wie man am besten helfen kann – all dies hat gezeigt, dass die Menschen in Italien und Deutschland einander nahe stehen, auch und gerade in Notzeiten.

Wir möchten Sie persönlich ermutigen, auf den gemachten Erfahrungen aufzubauen und den Austausch der Städtepartnerschaften noch weiter zu verstärken, zum Beispiel durch regelmäßige digitale Konferenzen.

Aus dem Brief von Steinmeier und Mattarella

Arbeit in Kommunen wurde innerhalb weniger Tage komplett neu organisiert 

Für die seit Jahrzehnten geleistete Verständigungs- und Begegnungsarbeit für die Menschen in Italien und Deutschland und insbesondere das beeindruckende Engagement für Ihre Bürgerinnen und Bürger während der Covid-Pandemie möchten wir uns heute ganz persönlich bei Ihnen bedanken. 

Sie leisten tagtäglich einen entscheidenden Beitrag gegen ein Virus, das keine Grenzen kennt. Die Städte und Gemeinden in Italien und Deutschland haben innerhalb weniger Tage die kommunale Arbeit neu organisiert und zusätzliche Angebote entwickelt, um den Menschen in der Krise zu helfen. Kommunen in ganz Italien haben beispielsweise Solidaritätsprojekte gestartet, um insbesondere ihre älteren Bürgerinnen und Bürger zu unterstützen, von der Fahrt zum Arzt bis zur Versorgung mit Lebensmitteln. Viele deutsche Städte haben die medizinische Behandlung italienischer Covid-Patienten angeboten, 44 schwer kranke Patienten aus der Lombardei wurden in einer einzigartigen Luftbrücke in Kliniken im gesamten Bundesgebiet transportiert. Vor wenigen Tagen sind die letzten geheilten Patienten in ihre Heimat zurückgekehrt.

Mit Ihrem großen, oftmals sehr persönlichen Einsatz – vom Schüleraustausch über Freiwilligenprojekte bis hin zur Kooperation der großen Städte im C40-Verbund für mehr Klimaschutz – stehen Sie auch jenseits der Krise seit jeher für ein gelebtes, grenzüberschreitendes Europa. Die dadurch entstandenen vielfältigen Verbindungen und Freundschaften sind ein unschätzbares Gut, das Europa gerade in diesen äußerst schwierigen Zeiten stark macht.

Gerade jetzt kommt es mehr denn je auf diesen Zusammenhalt an. Ihre Städte und Gemeinden sind massiv von den wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Krise betroffen und werden es noch für längere Zeit bleiben. Die Pandemie zeigt, dass wir auf diese dramatischen Auswirkungen nur gemeinsam überzeugende Antworten finden können. 

Nach der Corona-Pandemie: Staatsoberhäupter ermutigen die Bürgermeister 

Deshalb möchten wir Sie persönlich ermutigen, auf den gemachten Erfahrungen während der Covid-Pandemie aufzubauen und den Austausch im Netzwerk der deutsch-italienischen Städtepartnerschaften zu den die Kommunen in Italien und Deutschland verbindenden Themen noch weiter zu verstärken, zum Beispiel durch regelmäßige digitale Konferenzen. Vielleicht können Sie auch benachbarte Gemeinden oder solche, mit denen Sie einen intensiveren Austausch pflegen, ermutigen, neue kommunale Partnerschaften aufzubauen.

Wir werden unsererseits auf die Regierungen unserer beiden Länder zugehen mit der Bitte zu prüfen, was gegebenenfalls zur Förderung der kommunalen Zusammenarbeit zwischen Italien und Deutschland getan werden kann.

Die deutsch-italienische Zusammenarbeit ist zentral für ein starkes, solidarisches, zukunftsorientiertes Europa. Die grenzüberschreitende kommunale Arbeit leistet dafür einen wesentlichen Beitrag. Für die vor Ihnen liegenden enormen Herausforderungen wünschen wir Ihnen viel Kraft, Erfolg und alles erdenklich Gute.“

Städte- und Gemeindebund begrüßt das Schreiben 

Der DStGB sieht in diesem Schreiben an die 800 deutschen und italienischen Bürgermeister eine begrüßenswerte Initiative der beiden Staatspräsidenten in einer krisengeschüttelten Zeit. „Gerade die Städtepartnerschaften in Europa mit ihren zahlreichen Initiativen  – so der Hauptgeschäftsführer des DStGB, Gerd Landsberg – haben in den letzten Monaten bewiesen, dass die Solidarität in Europa kein Schlagwort ist, sondern ein konkreter Beweis für tätige Zusammenarbeit von befreundeten Nachbarn.“ Diesen Nachweis haben aber nicht nur die deutsch-italienischen Städtepartnerschaften erbracht, sondern auch andere, wie etwa die deutsch-französischen kommunalen Partnerschaften. Landsberg sieht in der Corona-Solidarität ein Musterbeispiel für den kommunalen Zusammenhalt und auch das Fundament für eine stärkere und aktivere Rolle der Kommunen in Europa. Ohne Einbindung der Kommunalverwaltungen ist der Erfolg des Europäischen Projektes nicht zu verwirklichen.

„Partnerschaft und Freundschaft erweist sich gerade in der Krise“, so Landsberg. „Die kommunalen Partner in Europa standen zusammen, als es inmitten der Corona-Pandemie nötig war.“ Solidaritätsbekundungen, aber auch praktische Hilfestellungen, medizinische Ausrüstung und Schutzmaterial wurden bereitgestellt, Angebote übermittelt, Patienten aus den Partnerstädten in eigene Krankenhäuser aufzunehmen. Gezeigt sich aber auch, dass der europäische Rahmen für die kommunale Zusammenarbeit in Krisensituationen verbessert werden muss. So war es beispielsweise zeitweise nicht geklärt oder möglich, medizinische Schutzausrüstung im europäischen Binnenmarkt über die Grenzen zu schicken. Viren machen vor Grenzen nicht Halt! Eine Bevorratung zum Beispiel von medizinischer Ausrüstung, die Produktion von Medikamenten oder der Grenzverkehr im Krisenfall müssen optimal an eine Pandemielage angepasst werden, mit der nun ganz Europa und mehr noch die Welt konfrontiert sind.