Impftermin-Service
Corona-Impftermine vereinbaren - eine Aufgabe, die es in sich hat.
© Adobe Stock

Online-Terminservice-Probleme

Impfterminvergabe nur mit Mogeln

Panne beim überregionalen Impfmanagement: Über 65-Jährige konnten online in mehreren Bundesländern keinen Termin bei einem Impfzentren machen. Außer, sie gaben bei der Eingabe ein jüngeres Alter an. Inzwischen ist das Problem behoben. Woran es lag, lesen Sie hier! Allerdings gibt es noch andere Baustellen beim Impftermin-Portal, das Brandenburg, Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen sowie Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt nutzen.

Erst die verstopften Hotlines, dann auch noch Probleme bei der Onlinebuchung eines Impftermins: Wer älter ist als 65 Jahre und  einen Termin im Impfzentrum buchen wollte, erhielt in mehreren Bundesländern in den vergangenen Tagen eine Fehlermeldung. Es kam eine technische Fehlermeldung, wenn man einen Termin buchen wollte und ein Alter ab 65 Jahren eingab. "Die Betroffenen müssen daher bitte ein Alter zwischen 18 und 64 Jahren in der Abfragemaske eingeben, um erfolgreich einen Termin zu buchen", so der Rat des brandenburgischen Gesundheitsministeriums auf der Homepage. Zuständig für die Online-Plattform www.impfterminservice.de ist allerdings nicht das Land, sondern die Kassenärztliche Bundesvereinigung.  Die KV Digital organisiert die Plattform. Inzwischen aber ist eine Buchung auf normalem Weg wieder möglich. Wie war es zu der absurden Situation gekommen?

BW, Hamburg, Hessen, NRW und Sachsen-Anhalt nutzen Terminvergabetool mit

Das Problem bei der Buchung durch oder für über 65-Jährige betraf offenbar nicht nur die Brandenburger. Auch  Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen sowie Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt nutzen die Online-Plattform für die Vermittlung der Impftermine.

Zuerst erscheint in der Eingabemaske die Aufforderung: "Wählen Sie das Impfzentrum in Ihrer Nähe und buchen Sie zwei Termine."  Zur Erklärung: Um erfolgreich gegen das Corona-Virus geimpft zu sein, sind zwei Termine notwendig. Zwischen Erst- und Folgeimpfung sollen beim mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer drei bis sechs Wochen, beim mRNA-Impfstoff von Moderna vier bis sechs Wochen und beim Vektorviren-Impfstoff von AstraZeneca neun bis zwölf Wochen liegen.

Wer das Alter über 65 Jahre eingab, erhielt eine Fehlermeldung. Wer sich jünger macht, bekam einen Termin genannt oder wurde darauf hingewiesen, dass keine freien Termine in der Region gefunden. Dann erscheint der Hinweis: Bitte probieren Sie es später erneut.

Computerpanne bei Impfterminvergabe

Ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung wies auf Anfrage darauf hin, dass sich aber niemand mit falschen Angaben einen Impftermin erschleichen kann. Es werde keiner geimpft, der nicht die Berechtigung dafür vorweisen kann.

Impfterminvergabe-Plattform inzwischen funktionsfähig

Am Montag 8. März, kam nun die Entwarnung: Inzwischen, so hieß es bei der KV Brandenburg, sei das Problem behoben. Seit Sonntag, 7. März, 21 Uhr, könnten die Impfwilligen mit dem richtigen Alter einen Termin machen - sofern sie zum Kreis der Berechtigten gehören. Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher sagte vor Journalisten: "Das Wochenende war schwierig, ich habe noch nie an einem Sonntag so viel mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn telefoniert."

Auf Anfrage von KOMMUNAL teilte ein Sprecher von Kv.digital mit, dass es sich nicht um einen Software-Fehler handelt. "Die entsprechenden Änderungen bezüglich der Altersbeschränkungen wurden erst gestern Nachmittag (Sonntag, 7. März) von unseren Auftraggebern beauftragt. Ohne diese Beauftragung konnten wir nicht die Umsetzung starten. Anforderungen wie etwa die Anpassung der Alterbeschränkung erhalte man aus dem Bundesgesundheitministerium.Da die Software von fünf Bundesländern genutzt werde, müssten Änderungen mit diesem angestimmt werden, so der Sprecher weiter.  Die Änderungen seien in diesem Fall innerhalb von vier Stunden umgesetzt worden. "Somit sind seit gestern alle Impfstoffe für alle Altersgruppen ab 18 Jahre über den Impfterminservice buchbar."

Dennoch sind nicht alle Probleme mit dem Portal behoben. Wie ein Sprecher des Brandenburger Gesundheitsministerium auf Anfrage von KOMMUNAL sagte, gibt es aktuell keine Gruppen-Termine, zum Beispiel für ein Ehepaar, das ihre Termine an einem Zeit gemeinsam wahrnehmen möchte. "Das Problem haben auch alle sechs Länder, die dieses Tool nutzen", so der Sprecher.

Mit der steigenden Zahl der Terminvergaben ist offenbar in den besonders bevölkerungsreichen Bundesländern Baden-Württemberg und NRW folgendes Problem entstanden: Es wurde ein Termin ausgewählt und während man seine weiteren Daten eintrug, hat jemand anders den gleichen Termin gebucht. Damit war er weg. "Deshalb wurde das System umgestellt", erläuterte der Sprecher. "Nun erhält man per Zufallsgenerator fünf freie Termine für die Erst- und die Zweitimpfung. Sie werden dann für zehn Minuten für alle anderen geblockt. Das habe aber zur Folge, dass man nur einzeln Termine buchen könne. "Das gilt für Bürgerinnen und Bürger, die über das Online-Tool buchen ebenso wie für die Callcenter-Agenturen, die Termine am Telefon vergeben." Die Länder hätten keine direkte Möglichkeit, das System individuell anzupassen.

Landkreis Borken mit eigenem Impftermin-Management

Der Kreis Borken in Nordrhein-Westfalen setzt in Teilen bereits auf ein eigenes Impftermin-Management. "Der Buchungsvorgang ist sehr komplex und das von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe betriebene Terminbuchungs-System ging anfangs wegen des Ansturms leider zeitweilig in die Knie", bestätigte Andreas Brinkhues, organisatorischer Leiter des Impfzentrums im Kreis Borken im Münsterland, auf Anfrage von KOMMUNAL Probleme. Inzwischen hätten das Land NRW und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe die Konsequenzen gezogen und den Auftrag für die Bereitstellung der Software neu ausgeschrieben.

Nicht nur die Bürger sind genervt, auch die Kreisverwaltung tut sich - wie KOMMUNAL berichtete, schwer mit der derzeitigen Software zur Impfterminvergabe: "Wir kriegen keine strukturierten Daten überliefert und kämpfen uns damit durch ein Datenchaos", kritisiert der Leiter des Impfzentrums in Velen. Das von der Kassenärztlichen Vereinigung entwickelte System bei der Impfvergabe nutzt der Kreis Borken gemäß der Vorgaben des Landes NRW für die Impfterminvergabe der über 80-Jährigen weiterhin. Die Kreisverwaltung hat  jedoch parallel dazu ein eigenes System bei einem im Landkreis ansässigen namhaften Software-Unternehmen in Auftrag gegeben.  Darüber lädt sie die Personen aus den Berufsgruppen ein, die ebenfalls bereits jetzt schon geimpft werden dürfen. Offenbar mit großem Erfolg! Damit schert die Verwaltung bei der Impfterminvergabe ausgerechnet im Wahlkreis von Gesundheitsminister Jens Spahn  aus.

Impfreste-Börse im Landkreis Borken

Der Landkreis Borken bietet inzwischen auch eine Impfreste-Börse an. Oft kommt es zu Terminabsagen. Die Corona-Impfstoffe sind nicht immer bis zum nächsten Tag lagerbar und müssen daher schnell verimpft werden.  Freiwillige können sich daher auf einer Plattform im Internet registrieren. Sollte eine Impfdosis übrig bleiben, werden Sie kurzfristig informiert. Wichtig zu wissen: Auch bei den spontanen Impfterminen gilt die  Prioritätenliste nach der derzeitigen Impfverordnung.

Am 15. März hat sich Deutschland dazu entschieden, die Impfung mit dem Impfstoff AstraZeneca vorübergehend auszusetzen - wegen ungeklärter Probleme mit der Blutgerinnung.