Die Energieeffizienz vieler Wohnungen hat sich verschlechtert - gleichzeitig droht durch das Investitionspaket der Bundesregierung ein neuer Preis-Schock für Mieter und Käufer
Die Energieeffizienz vieler Wohnungen hat sich verschlechtert - gleichzeitig droht durch das Investitionspaket der Bundesregierung ein neuer Preis-Schock für Mieter und Käufer
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Landkreis-Ranking zum Sanierungsbedarf

Immobilienpreise drohen zu explodieren - auch Mieter betroffen

Das geplante Sondervermögen hat auch Auswirkungen auf den Immobilien-Markt und somit auf Käufer, Mieter und Kommunen. Experten fürchten ein Immobilien-Beben. Gleichzeitig gibt es beruhigende Meldungen auch für Kommunen: In vielen Regionen ist der Sanierungsbedarf der Wohnungen gar nicht so groß, wie befürchtet. Unser großes Landkreis-Ranking zeigt den Sanierungsbedarf in allen deutschen Regionen.

Steigende Staatsverschuldung treibt die Inflation. Soweit eine marktwirtschaftliche Gewissheit. Die Folge: Steigende Preise nicht nur an der Supermarktkasse, sondern auch bei Vermögenswerten, wie etwa Immobilien. Eine Flucht in Sachwerte fürchtet daher etwa der Immobilienexperte Prof. Gunther Schnabl vom Storch Research Institute. Heißt übersetzt: Kapitalanleger dürften wieder verstärkt Wohnungen und Häuser kaufen, die ohnehin knapp sind. Und das bei weit geringerer Bautätigkeit, als eigentlich nötig - denn im vergangenen Jahr wurden statt der benötigten 400.000 neuen Wohnungen nur gut 215.000 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt - ein Minus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Dieses Szenario malt der Immobilienexperte für Deutschland 

Zunächst, so Schnabl, dürften kurzfristig die Immobilienzinsen steigen, weil eine steigende Staatsverschuldung die Zinsen nach oben treibt. Je höher die Staatsverschuldung, umso eher wird die Europäische Zentralbank den Leitzins senken, Staatsanleihen kaufen. "Bau-Finanzierungen könnten sogar günstiger werden, das aber treibt dann die Kaufpreise" prognostiziert Schnabl in der Bild-Zeitung. Und mahnt zur Vorsicht: "Die könnten schneller anziehen, als dass die Finanzierungskosten sinken. Wer den Kauf aufschiebt, könnte am Ende draufzahlen“, so der Experte.

Ein weiterer Effekt: „Wenn der Staat kräftig in Infrastruktur investiert, bindet das Bauunternehmen. Entsprechend teurer wird der dringend notwendige Neubau bei Wohnimmobilien. Das verschärft die Knappheit.“

Auch für Mieter hat dies Auswirkungen. Denn steigende Immobilienpreise ziehen auch die Mieten rauf. Zumal das Sanieren von Wohnungen, etwa bei kommunalen Wohnungen, durch den Preisanstieg ebenfalls teurer wird. Die Sanierung von Bad oder Küche dürfte teurer werden, Kosten, die auf die Miete umgelegt werden. 

So hoch ist der Sanierungsstau in Deutschlands Landkreisen 

Doch es gibt gleichzeitig gute Meldungen in Sachen energetische Sanierung. Diese ist bei vielen Immobilien in Deutschland gar nicht so schlecht, wie häufig angenommen. Auch wenn eine neue Studie des Portals Immowelt zeigt, dass die Zahl der sanierungsbedürftigen Immobilien sich jüngst wieder etwas erhöht hat. 

Der Studie zufolge sind deutschlandweit knapp 37 Prozent der Bestandsimmobilien sanierungsbedürftig, haben eine Energieeffizienzklasse schlechter als E. „Der Anteil sanierungsbedürftiger Immobilien hat sich deutlich erhöht – 2020 verfügten lediglich 28 Prozent über die niedrigsten Energieeffizienzklassen F, G und H“, stellen die Marktexperten von Immowelt in einem Beitrag für die Welt am Sonntag fest. „Der Sanierungsstau ist enorm und wird durch die stark gestiegenen Kosten sowie den Fachkräftemangel weiter verschärft“, sagt Immowelt-Geschäftsführer Piet Derriks. Objekte mit der schlechtesten Energieeffizienzklasse H haben hier im vergangenen Jahr mit 24,4 Prozent den größten Anteil am Angebot ausgemacht. Mehr als die Hälfte (51,9 Prozent) der inserierten Häuser hatten eine Energieeffizienzklasse niedriger als E.

Gute Nachrichten in Sachen Energieeffizienz für Kommunen 

Während vor allem Häuser oft mit schlechten Energieeffizienzwerten aufwarten, sieht dies bei Wohnungen deutlich besser aus. Diese befinden sich überdurchschnittlich häufig im Besitz von Kommunen. Knapp 40 Prozent der Wohnungen weisen demnach die Klasse C oder besser auf. Der niedrigere Energieverbrauch oder -bedarf ergebe sich hier laut Immowelt schlicht aus der Mehrfamilienhaus-Bauweise, bei der die Bewohner auch die Nachbarwohnung stets ein wenig mitheizen. Offenkundig haben Kommunen in den vergangenen Jahren auch bereits überdurchschnittlich häufig Sanierungsprogramme genutzt um ihren Wohnungsbestand auf eine bessere Energieklasse zu heben. 

Besonders auffällig in der Studie ist jedoch, dass je nach Region die Energieeffizienz sehr unterschiedlich ist. In Süddeutschland gibt es nur wenige Immobilien mit einer schlechten Energieklasse unterhalb von E. Auch in den ostdeutschen Bundesländern ist der Zustand meist gut, viele Wohnungen wurden hier erst "nach der Wiedervereinigung" gebaut, die anderen wurden meist saniert. 

Die Energieeffizienz hat im Ergebnis auch Auswirkungen auf die Energiekosten. So sind die Energiekosten in Mecklenburg-Vorpommern (immer gerechnet an einer 70 Quadratmeter-Wohnung) am niedrigsten (unter 9 Euro/je Quadratmeter), in NRW (gut 12 Euro/je Quadratmeter) am höchsten, wie unsere Karte verdeutlicht. 

energiekosten

Das sind die Spitzenreiter und die Problemregionen in Sachen Energieeffizienz 

In Schwerin haben nur 5,1 Prozent der angebotenen Objekte eine Energieeffizienzklasse niedriger als E, in Rostock sind es gut 8 Prozent, in Dresden rund 9 Prozent. Ganz anders im Landkreis Holziminden - dort liegt der Anteil bei über 80 Prozent, auch im Landkreis Höxter in NRW oder in Pirmasens in Rheinland-Pfalz liegen die Werte deutlich schlechter. Jeweils über 70 Prozent haben hier eine schlechte Energieeffizienz.

Eine Deutschlandkarte zeigt Herausforderungen beim Thema insbesondere in NRW und Rheinland-Pfalz, während Bayern und  8,4, in Dresden bei neun Prozent. Auffällig viele Immobilien mit schlechter Effizienz gibt es dagegen im Landkreis Holzminden (knapp 80 Prozent), im Landkreis Höxter und in Pirmasens (jeweils rund 72 Prozent). Generell sind die angebotenen Immobilien in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen in den unteren Effizienzklassen, wie ein Blick auf die Karte zeigt.

Die Karte hat die Zeitung "Welt am Sonntag" erstellt, auf deren Homepage ist sie als interaktive Karte verlinkt, Sie können dort (setzt Abo Welt Plus voraus) für jeden Landkreis die genauen Werte abrufen. Die Farben zeigen für die verschiedenen Regionen aber jeweils an, wie hoch der Anteil der Wohnimmobilien mit schlechten Energieeffizienzklassen ist (hier geht es zur interaktiven Karte, externer Link auf welt.de

welt karte

Die Karte zeigt, dass es im Süden der Republik kaum Landkreise gibt, in denen viele Wohnungen eine niedrige Energie-Effizienz-Klasse aufweisen. Der Zollernablkreis etwa bildet mit einem Anteil von rund 54 Prozent mit niedriger Energie-Effizienz-Klasse eher eine Ausnahme, gemeinsam mit dem Nachbarkreis Tuttulingen (50 Prozent) und dem Landkreis Rottweil, wo der Anteil mit niedriger Klasse schon nur noch bei 43 Prozent liegt (in der Karte in orange bzw. hellem orange). In Bayern etwa ist nur im Landkreis Regen (47 Prozent) größerer Handlungsbedarf, zudem in Franken (Landkreis Wunsiedel 55 Prozent, Bayereuth 53 Prozent). Auch Großstädte wie Berlin (19 Prozent) oder Hamburg (31 Prozent) schneiden vergleichsweise gut ab. In diesen Städten ist der Anteil städtischer Wohnungen deutlich höher, auch hier ein Signal, dass viele öffentliche Anbieter "ihre Hausaufgaben" bereits gemacht haben. In München liegt der Anteil der Wohnungen mit schlechter Energieeffizienz bei rund 16 Prozent.