Hacker am Laptop Grafik
Deutschland ist nicht gut vorbereitet auf mögliche Angriffe.
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Cyberangriff

Wenn Hacker in den Krieg ziehen

Der Angriffskrieg durch Russland hat in Deutschland die Sicherheitsdebatte neu entfacht. Vor allem den Zivilschutz der Bevölkerung wollen Bund und Länder ausbauen. Neben Sirenen und Bunkern spielt dabei auch die Cyberverteidigung eine wichtige Rolle

Es ist das Horror-Szenario auch für deutsche Kommunen: Ein möglicher Ausfall der Strom- Wärme- und Wasserversorgung. Nicht einmal die Warnmöglichkeiten sind in den Städten und Gemeinden mehr ausreichend vorhanden, Stichwort: Warnsirenen. Der Flop vom 10. September 2020 liegt uns allen noch in den Knochen – der bundesweite Warntag wurde zur Bankrotterklärung. Seither gab es zahlreiche Förderprogramme, aber wenig Bewegung. Nun nimmt der Bund das Thema mit einem neuen Sirenenförderprogramm in die Hand. Zudem soll ein sogenanntes Cell Broadcasting-System eingeführt werden. Dabei werden Textnachrichten auf alle Mobitelefone geschickt, die sich zu dem Zeitpunkt in der betreffenden Funkzelle aufhalten. Doch unterm Strich zeigen die hastigen Aktionen dieser Tage: Deutschland ist gut 30 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges auf militärische Auseinandersetzungen nicht mehr vorbereitet.



Entsprechend kann auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe auf einer Webseite nur sehr allgemeine Tipps geben, ohne aber einen klaren Leitfaden zu bieten. Unter der Überschrift „Fragen, die uns derzeit verstärkt erreichen“ gibt die Behördenwebseite allgemeine Hinweise wie etwa „amtliche Warnungen befolgen“ oder wann Bürger zum Schutz vor Radioaktivität Jod-Tabletten einnehmen sollen. Wer weiter liest, erfährt jedoch eher beunruhigendes.  Öffentliche Schutzräume wie zum Beispiel.

Luftschutzbunker sind abgeschafft

Luftschutzbunker gibt es nicht mehr. Im Jahr 2007 hätten Bund und Länder gemeinsam beschlossen, öffentliche Schutzräume nicht weiter zu erhalten. "Mit dem Fall der Mauer und der Beendigung des Ost-West-Konflikts schien das Szenario eines konventionellen Krieges mit großflächigen Bombardierungen und dem Einsatz chemischer und nuklearer Waffen nicht mehr zeitgemäß", so das Bundesamt. Eine genaue Übersicht, welche Schutzräume noch vorhanden sind, gibt es nicht mehr.

Doch nicht nur der sogenannte ABC-Schutz, also der Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen Gefahren, ist heute wichtig, Experten sprechen immer häufiger vom ABCD-Schutz. D steht dabei für Digitales. Wenn Hacker in den Krieg ziehen, brauchen sie kein Maschinengewehr. Und schlimmer noch: Jeder kann mitmachen, wenn er ein wenig Ahnung von Computern hat. Die ukrainische Regierung etwa hatte direkt nach Kriegsbeginn über soziale Medien dazu aufgerufen, sich einer „Cyber-Armee“ anzuschließen. Russland führt ohnehin seit Jahren digitale Angriffe aus. Hier gibt es laut Experten staatliche Cyberstrukturen. Schon im Jahr 2015 war es ihnen gelungen, einen umfassenden Stromausfall in der Ukraine zu erzeugen. Wenige Tage nach dem Beginn von Putins Angriffskrieg wurde etwa die Weissrussische Eisenbahngesellschaft attackiert. Der Verkehr geriet völlig durcheinander, weil Tickets nicht mehr gültig waren und Fahrpläne nicht mehr stimmten.