Tesla - das erste Großprojekt in Deutschland, das nicht zu scheitern droht - was wir für unsere Großprojekte daraus lernen können
Tesla - das erste Großprojekt in Deutschland, das nicht zu scheitern droht - was wir für unsere Großprojekte daraus lernen können

Bauplanung

Großprojekte: Schalten wir endlich den Duracell-Modus ein!

Großprojekte in Deutschland enden meist im Desaster. Weil Visionen und Erfahrung fehlen. „Kompetenz statt Beziehungen“ muss unsere Antwort sein, wir brauchen eine Revolution im Genehmigungsverfahren, Tesla zeigt uns, wie es gehen kann“, meint Christian Erhardt.

Für große Worte ist Elon Musk-elprotz ja durchaus bekannt. Das Duracell-Häschen von Tesla kündigte vor wenigen Monaten den Bau einer Gigafactory im strukturschwachen Brandenburg „in unvorstellbarer Geschwindigkeit“ an. „Der kennt wohl deutsche Genehmigungsverfahren nicht“, war landauf, landab die Reaktion, gepaart mit einer Mischung aus Verwunderung und Kopfschütteln. Und siehe da, es dauerte nicht lange mit der deutschen Gründlichkeit. Zunächst beschäftigte ein Waldstück die Verwaltungsgerichte, es folgten Proteste wegen des angeblich zu hohen Wasserverbrauchs der Fabrik – äh der Gigafactory, um im Sprachduktus des Visionärs zu bleiben. Stand Anfang September jedenfalls liegt die umweltrechtliche Genehmigung noch immer nicht vor. Doch was stört das schon einen internationalen Autokonzern mit dem ungebremsten Willen zum Erfolg? Nicht die Bohne! Der Elektropionier baut auf eigene Gefahr, geht mit Millionen in Vorleistung. Aber er macht mehr als das, er löst Probleme, statt immer neue zu bemängeln.

Großprojekte brauchen mehr Transparenz 

Die Tesla-Offensive in Brandenburg ist eine Transparenzoffensive, wie sie deutsche Großprojekte noch nie zuvor gesehen haben. Inzwischen füllt das Projekt mehr als 20 Aktenordner in den Baubehörden, alle Pläne sind transparent und öffentlich. Selbst die Umweltschützer konnte Tesla mit einer genauen Berechnung des Wasserbedarfs befrieden. Es sind pro Fahrzeug umgerechnet 2800 Liter Wasser, unwesentlich mehr als unsere deutschen Autobauer aktuell verbrauchen. Dazu ein Konzept, wie der Verbrauch durch moderne Technik weiter gesenkt werden kann. So geht Transparenz!

Dass es gelungen ist, sogar die Umweltschützer auszubremsen, Hut ab!  Selbst die Klagen gegen die Waldrodung wurden dank transparenter Pläne durch das Oberverwaltungsgericht schnell abgebügelt. Nach dem Juchtenkäfer-Gau beim Projekt „Stuttgart 21“ oder dem Sumpfpflanzen-Chaos bei der Elbvertiefung in Hamburg hätte das ausgerechnet im BER-Desaster-Land Brandenburg wohl niemand erwartet. Aber Elon Musk war sich offenbar bewusst, dass er die neue Gigafactory nicht in Shanghai, sondern in dem Land mit den schwierigsten Genehmigungsverfahren der Welt, baut.

Verwaltungsabläufe können auch bei Großprojekten durchaus effizient sein 

Und genau deshalb könnte Tesla die Genehmigungsverfahren für Planungen auch in Deutschland revolutionieren. Der Elektrobauer vermeldete vor wenigen Wochen, der Baurekord der Gigafactory in Shanghai von einem Jahr könnte in Brandenburg sogar getoppt werden. Für die Erbauer von BER und Co. muss das klingen, als sei Elon Musk mit dieser Aussage mal wieder nur einen Volt vom Wahnsinn entfernt. Aber es ist realistisch!

Zu einem sehr frühen Zeitpunkt hat Tesla mit seinem transparenten Vorhaben die frühestmögliche Abstimmung mit Politik und Behörden gesucht. Bürgerbeteiligung hat das Unternehmen ernst genommen, hat ein eigenes Büro für Bürger in dem kleinen Ort eingerichtet. Das Unternehmen schafft Vertrauen, indem es erklärt, was es vorhat. Das macht schnelle und effiziente Arbeitsabläufe auch bei den Verwaltungen und Gerichten möglich.

Großprojekte: Erfahrung lässt sich nicht durch Proporz ersetzen 

Jetzt gilt es für uns, daraus zu lernen, bei Großprojekten aber auch kleineren Vorhaben vor Ort. Ein privates Unternehmen aus den USA führt uns vor, wie der Paradigmenwechsel funktioniert. Die Erkenntnis nach BER und Elbphilharmonie heißt: „Die öffentliche Hand hat weder die Kompetenz noch die Erfahrung für solche Projekte“. Es ist ein gut gemeintes Ziel, wenn Politiker glauben, die „riesigen Gewinne der Unternehmen könnte der Staat für seine Bürger viel besser verwenden“. Nur ist es auch genauso falsch. Projekte gehören in die Hand von Generalunternehmern! Paritätisch durch die Parteien besetzte Aufsichtsratsgremien machen die Sache nicht besser. Erfahrung lässt sich nicht durch Proporz ersetzen, wir brauchen Kompetenz statt ein Beziehungsgeflecht. Aufgabe der Politik ist es, den politischen Willen zu formulieren. Die öffentliche Hand ist somit bei Projekten Treuhänder und Auftraggeber, aber nicht ausführendes Organ.

Und es braucht vor allem mehr Transparenz. Am BER hat die Politik immer neue Wünsche und Anforderungen gestellt, der Beliebigkeit waren keine Grenzen gesetzt. Nur wenn wir am Anfang weiß, was er will, kann auch formulieren, was er braucht. Und das auch öffentlich so vertreten.

Ob Wohnungsbauprojekt oder Gigafactory: Am Anfang steht die Verlässlichkeit. Ohne Transparenz kein Erfolg! Wir sollten diesen Paradigmenwechsel annehmen und gleichzeitig bürokratische Hemmnisse abbauen, Bürgerbeteiligungen wirklich an den Anfang eines Projekts stellen und dann auch das einhalten, was wir Anfangs sagen und vorhatten. Lassen wir uns vom Paradigmenwechsel in Brandenburg unter Strom setzen – und schalten wir den Duracell-Modus ein!