Gesundheitsversorgung
Die Mehrheit der Befragten befürchtet eine Verschlechterung der Gesundheitsversorgung in der Stadt und auf dem Land.
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Studie

Was Landbewohnern und Städtern Sorgen macht

Mehr als 80 Prozent der Menschen auf dem Land machen sich Sorgen, dass sich die gesundheitliche Versorgung verschlechtert - und sie von Mobilitätsangeboten nicht profitieren können. Eine Studie offenbart, dass aber auch die Mehrheit der Stadtbewohner Versorgungsprobleme in bestimmten Bereichen erwartet. Was sind die Wünsche der Menschen? Und wer ist eher bereit - mitzugestalten? Städter oder Landbewohner?

Eine  jetzt veröffentlichte Studie, für die fast 9000 Stadt- und Landbewohner befragt wurden, zeigt Unterschiede in den Zukunftserwartungen zwischen den beiden Gruppen auf, dennoch ergab sie auch viele gemeinsame Einstellungen. Während sich auf dem Land 81,6 Prozent der Menschen Sorgen machen, dass die gesundheitliche Infrastruktur in der Umgebung schlechter wird, glauben dies unter den Stadtbewohnenden nur zwei Drittel (66,2 Prozent). Auf dem Land befürchten die Menschen zu 76,1 Prozent, dass sie von neuen Mobilitätsangeboten nicht profitieren werden können, in der Stadt sind es immerhin 60,6 Prozent, die das denken. 

Landbewohner und Städter

72,9 Prozent der Bewohner in ländlichen Gebieten befürchten, Kulturangebote wie Konzerte, Kino oder Theater bald nicht mehr nutzen zu können, unter den Städtern denken dies 61,3 Prozent. "Mit Blick auf die insgesamt hohen Zustimmungswerte wird klar: Unabhängig vom Wohnort erwartet eine Mehrheit der Umfrageteilnehmenden Versorgungsprobleme in den Bereichen Gesundheit, Mobilität und Kultur", fassen die Autoren das Ergebnis zusammen. Es handelt sich um eine  gemeinsame Studie der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften acatech und dem Fraunhofer IAO. Zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk haben sie die Ergebnisse jetzt vorgestellt.

Einigkeit bei Nachhaltigkeit und Umweltschutz

Viel einiger sind sich Stadt- und Landbewohner bei den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz. So wünschen sich laut den Angaben 97,5 Prozent der Städter und 96,3 Prozent der Landbewohner, beim Einkauf auf einen Blick erkennen zu können, welche Auswirkungen ein bestimmtes Produkt auf die Umwelt hat. 94,2 Prozent der Bewohner des ländlichen Raums und 95,7 Prozent der Befragten in der Stadt ist es wichtig, dass gekaufte Lebensmittel in der Region angebaut wurden. Bei der Mobilität der Zukunft ist den Befragten der Umweltschutz wichtig. Etwa 9 von 10 Befragten - in der Stadt sind es mit 92,2 Prozent mehr - hoffen, zukünftig vor allem mit grüner Energie unterwegs sein zu können.  Auf dem Land sind es immerhin 87,7 Prozent, die diese Aussage treffen.

Mehr Landbewohner als Städter wollen mitgestalten

Fazit der Studienmacher: Die Umfrage-Ergebnisse zeigten, dass sich die Menschen bei der Gestaltung ihrer Zukunft einbringen wollen. Denn 82,7 Prozent der Stadtbewohner und noch mehr Landbewohner - nämlich 86,9 Prozent äußerten Interesse, die Entwicklung ihrer Wohnumgebung  aktiv mitzugestalten, etwa in Vereinen oder durch Bürgerbeteiligungsverfahren. Allerdings gibt es Unterschiede je nach Lebensphase: In der Gruppe der über 60-Jährigen ist dieses Interesse mit 88,7 Prozent deutlich stärker ausgeprägt als bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 29 Jahre (78,6 Prozent).

Wohngemeinschaft - Ältere interessierter

Auch das Leben in Wohngemeinschaften oder Mehrgenerationenhäusern können sich die Älteren (87,6 Prozent) eher vorstellen als die Jüngeren  (76,3 Prozent). Gegenüber bioökonomischen Innovationen zeigten Senioren sich hingegen skeptischer: Während 80,6 Prozent der unter 30-Jährigen sich über im Labor hergestellte, nachhaltige Fleischalternativen in den Supermarktregalen freuen würden, ist dieser Anteil in der über 60-Jährigen  mit 72,0 Prozent deutlich geringer.

Nachhaltigkeit - eine Frage des Geldes?

Alle Befragten äußerten laut Studienergebnis den starken Wunsch nach Nachhaltigkeit beim Konsum. Allerdings gaben rund drei Viertel (76,5 Prozent) der Befragten, die sich selbst in die Gruppe der Einkommensschwachen einordnen, dass sie sich nachhaltig produzierte Produkte nicht leisten können. In der Gruppe der Einkommensstarken ist diese Sorge deutlich weniger stark ausgeprägt 57,4 Prozent äußerten sich entsprechend.

  • Fazit: Laut Studie wollen 88,5 Prozent der Befragten frühzeitig über Zukunftsthemen informiert werden. Das zeige, wie wichtig es sei, wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, wie die Zukunft aussehen könnte, frühzeitig, nachvollziehbar und verständlich zu vermitteln.
  • Die Befragten wünschen sich neue Lösungen für besseren Umweltschutz und dass alle Menschen Zugang zu diesen Angeboten haben – ganz unabhängig davon, wo sie wohnen oder wie groß ihr Geldbeutel ist. Die Befragungsergebnisse stehen damit für konkrete Gestaltunganforderungen.
  • Die Ergebnisse der Online-Umfrage und der Workshops sollen in eine Reihe von Dialogveranstaltungen einfließen, die Impulse für die regionale Zukunftsgestaltung liefern sollen. Mehr Informationen.