Kommunen
Projekte, die Generationen miteinander vereinen
Die Generationen verbinden und Wohnraum schaffen – diese beiden Aspekte wurden in Jugenheim verbunden. „Wir haben Zuzug, ein starkes Vereinsleben und eine gute Infrastruktur“, sagt Herbert Petri, Bürgermeister des kleinen Ortes mit knapp 1.700 Einwohnern nahe Mainz. Entsprechend gefragt sei Miet- und Wohnraum – bei jungen wie älteren Bürgern gleichermaßen. „Da sind die Familien, die suchen, aber auch die älteren Bürger, denen ihre Häuser zu groß werden, die aber gerne in der Region bleiben wollen“, sagt der Bürgermeister. Früher habe es in der Kommune eine „bäuerlich-ländliche Gemeindestruktur“ gegeben, was bedeutet: Meist lebten drei Generationen unter einem Dach, die sich gegenseitig unterstützt haben.
Generationen unter einem Dach
Heute wohnten oft alleinstehende Menschen in riesigen Höfen, die sich räumlich zwar gerne verkleinern möchten, aber unbedingt in ihrem Heimatort wohnen bleiben wollen. Auf der Suche nach neuen Wohnformen entstand der Plan für ein Wohnareal für mehrere Generationen. Die Idee: Die Generationen wieder im wahrsten Sinne des Wortes unter ein Dach zu bekommen, nur dass sie nicht mehr familiär, sondern durch die soziale Gemeinschaft verbunden sind.
Der wirtschaftliche Aspekt sollte bei den Wohnhöfen nicht im Vordergrund stehen.“
Für die Umsetzung erwarb die Gemeinde 2008 ein ehemaliges Lagergelände mit 5.700 Quadratmetern. „Das Areal ist sehr attraktiv und wir haben viele Anfragen von Investoren erhalten“, erzählt Petri. Für die Kommune aber stand fest: „Es soll hier etwas Soziales für die Gemeinschaft entstehen, bei dem nicht der wirtschaftliche Profit im Vordergrund steht“, so der Bürgermeister. Die örtliche Bank konnte als Partner gewonnen werden und es wurden in Workshops die Bedingungen für die künftigen Wohnhöfe erarbeitet. Hierzu zählten unterschiedliche Wohnangebote für Familien und Einzelpersonen, Gemeinschaftsflächen und ein Dorfplatz.
Wohnhöfe in Judenheim - das Konzept
Im Architekten-Wettbewerb wurde 2017 ein Konzept ausgewählt, 2020 dann mit dem Bau begonnen. Mittlerweile sind die Jugenheimer Wohnhöfe ein voll ausgelastetes Areal in der Gemeinde. „In den Wohnhöfen wohnen nun tatsächlich wieder mehrere Generationen neben- und miteinander“, sagt Petri. Ältere Mitbürger hätten hier eine neue Heimat gefunden, Jüngere wiederum genießen die Einbindung in die Nachbarschaft. Für die Gemeinde ein großer Gewinn – auch finanziell. So hat die Kommune das Grundstück noch vor dem Bau an die Ingelheimer Projektentwicklungsgesellschaft mbh verkauft und mit dieser einen städtebaulichen Vertrag abgeschlossen. Er sieht unter anderem vor, dass nach Bauende Dorfplatz und Hauptstraße in Gemeindebesitz übergehen.
Wie können Einwohner unterschiedlichen Alters im Ort noch mehr zueinander finden? Diese Fragen beschäftigen Benjamin Fremmer, der in der oberpfälzischen Gemeinde Pilsach seit diesem Jahr als Generationenmanager im Einsatz ist. „Die Bürger quer durch alle Generationen sollen sich nicht alleingelassen fühlen“, sagt Fremmer. Was die demografische Situation anbelangt, liegt Pilsach im Durchschnitt, gleichwohl sei es wichtig, sich jetzt für die Zukunft aufzustellen und ein Angebot zu schaffen, das auch Menschen von außerhalb anzieht. Gerade für Familien solle der Ort attraktiv bleiben und ihnen eine Perspektive für die nächsten Jahrzehnte bieten.
Generationsmanager in Pilsach
Eine Herausforderung ist in dem 3000-Einwohner-Ort die räumliche Situation. „Pilsach ist eine große Flächengemeinde, in der die einzelnen Ortsteile oft noch wenig untereinander verbunden sind“, sagt Fremmer. Als neuer Generationenmanager im Ort ist er aktuell mit der Bestandsaufnahme und Netzwerkarbeit beschäftigt. „Gerade im Jugendbereich gibt es bereits ein tolles Angebot durch Vereine“, so Fremmer. Er wolle niemandem in die Quere kommen. Deshalb sei er im intensiven Austausch mit den Vereinen. „Die Kommune will dabei mithelfen, das Ehrenamt zu unterstützen und zu entlasten“, so der Generationenmanager. Außerdem sollen vor allem im Seniorenbereich ergänzende Angebote geschaffen werden. „Ich möchte den Bürgern in Pilsach Angebote machen, bei denen die Generationen voneinander profitieren und lernen können“, sagt Fremmer.
Wie bereichernd es sein kann, wenn Jung und Alt neben- und miteinander leben, ist auch in Stralsund zu sehen. Geführt wird das dortige Sozialzentrum „Am Grünhufer Bogen“ von den Wohlfahrtseinrichtungen der Hansestadt Stralsund. Der mehrteilige Campus des städtischen Unternehmens umfasst drei stationäre Pflegeeinrichtungen, das „Pflegehotel Stralsund“ als solitäre Kurzzeitpflege und ein stationäres Hospiz mit integriertem Tageshospiz, zudem sind auf dem Gelände zwei Kitas in Trägerschaft des Instituts Lernen und Leben e.V. untergebracht.
Gemeinsame Aktionen mit den Kitas
Seit Gründung des Sozialzentrums 2010, gibt es zwischen den Pflegeeinrichtungen und den Kitas eine enge Kooperation. „Wir stehen im ständigen Austausch und es gibt viele geplante, aber auch zufällige Begegnungen zwischen den Senioren und den Kindern“, erzählt Sandra Lenz-Sense, die das Sozialzentrum leitet. So erstellt sie mit dem Kita-Leiter einen Jahres-Veranstaltungskalender mit gemeinsamen Aktionen, von Faschingsfeiern über Grillfeste bis hin zum Adventsbazar. Zudem kommen die Bewohner der Pflegeeinrichtungen gerne bei den Spielplätzen vorbei und werden regelmäßig von den kleinen Nachbarn besucht, etwa bei Geburtstagen. „Diese Begegnungen zu begleiten, macht große Freude“, erzählt Lenz-Sense. Während die Senioren viel Freude an den Kindern haben, lernen diese wiederum und nehmen das Alter als selbstverständlichen Teil des Lebens wahr.