Dorf Förderung
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Forscher wollen Subventionen für Dörfer einstellen

18. Juni 2019
Ökonomen fordern, Subventionen für aussterbende Dörfer einzustellen. Stattdessen sollen die Bewohner Geld für einen Umzug in die Stadt erhalten.

Die Bevölkerungszahl in Ostdeutschland ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen und inzwischen auf dem Stand vom Jahr 1905 zurückgegangen. Das hat die Dresdener Niederlassung des ifo-Institus in dieser Woche festgestellt.

Dass sich die Abwanderung aus den betroffenen Dörfern und die Konsequenzen daraus (nämlich das Sterben von einzelnen Dörfern) stoppen lassen, glauben bekannte Ökonomen nicht. Deshalb fordern sie in der WELT-Zeitung, dass der ländliche Raum nicht weiter durch den Staat gefödert wird.

So erklärte Joachim Ragnitz, der stellvertretende Leiter der ifo-Niederlassung in Dresden, dass "kleinere Siedlungen verschwinden" könnten. Man solle den betroffenen Anwohnern Angebote zur Umsiedlung machen, denn man müsse sich anhand der Entwicklungen fragen, ob man statt Subventionen "den Menschen in sterbenden Siedlungen nicht besser den Umzug in die nächstgrößere Stadt bezahlt, in der sie dann eine moderne Infrastruktur nutzen können, die alle Bedürfnisse des täglichen Lebens erfüllt", sagt der Forscher. Und weiter: "Anstatt um jedes Dorf zu kämpfen, sollten die zuständigen Politiker lieber versuchen, den Prozess der Abwanderung auf diese Art zu beeinflussen."

Ökonomen wollen die Städte fördern - aber nicht das Dorf

Rückenwind bekommt der Volkswirt auch von IWH-Präsident Gropp: "Es ist eine sehr deutsche Eigenschaft zu glauben, man müsse dafür sorgen, dass überall im Land Menschen leben."

Weiter erklärt Gropp, dass man die Lebensbedingungen dort verbessern sollte, wo viele Menschen leben: "Nicht auf dem Land, wo das Geld nur wenigen hilft." Laut ihm sei es nicht Aufgabe des Staates, für möglichst einheitliche Lebensbedingungen im ganzen Land zu sorgen. Doch: Genau das hat sich die Bundesregierung im letzten Sommer auf die Fahnen geschrieben. So soll die Kommission "gleichwertige Lebensverhätlnisse" Handlungsempfehlungen für den demografischen Wandel in Deutschland erarbeiten.

Für Gropp grenzt die Steuerung von Bevölkerungsströmen durch Subventionen an "Planwirtschaft".

Doch die Äußerungen des Ökonoms stoßen nicht nur auf Wohlwollen. Vor einiger Zeit hatten sich bereits Thüringens und Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten über ihn geärgert.

Der ländliche Raum ist die Heimat für Betriebe

Dass es beim demografischen Wandel nicht nur um ein Schwarz-Weiß-Denken geht, macht der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) deutlich: "Ländliche Räume sind wichtige Standorte für Hunderttausende Betriebe aus zahlreichen Branchen." Laut ihm sollte der Staat mehr Anreize für privatwirtschaftliche Investitionen schaffen. Er setzt dafür vor allem auf weniger Bürokratie, mehr E-Government und schnellers Internet.

Auch Karl-Heinz Paquè, der ehemalige Finanzminister von Sachsen-Anhalt warnt, dass die Geschichte zeige, dass sich Regionen, "die schon totgesagt waren, wieder erholt haben".

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