Feuerwerke - können sie in Coronazeiten überhaupt stattfinden? Die Diskussion in den Kommunen läuft
Feuerwerke - können sie in Coronazeiten überhaupt stattfinden? Die Diskussion in den Kommunen läuft
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Böllern oder nicht?

Verbot wegen Corona? Diskussion um Feuerwerke zu Silvester

In den Niederlanden wird es in diesem Jahr keine Silvester Feuerwerke geben. Die Begründung: Krankenhäuser sollen nicht überlastet werden. Die Regelung führt auch in Deutschland zu neuen Diskussionen, vor allem in den Großstädten in NRW. Aber auch in anderen Bundesländern steht das Thema wieder auf den Tagesordnungen der Gemeindevertretungen. Wir fassen die Argumente und den Sachstand zusammen.

Feuerwerke sind jedes Jahr umstritten. Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren in einigen Kommunen Verbote, vor allem aufgrund der Klimadiskussion haben rund 40 deutsche Städte bereits Verbote der Silvester Feuerwerke ausgesprochen. Nicht selten wurden diese aber gerichtlich wieder gekippt. Denn in der Regel muss ein Verbot der Feuerwerke mit Sicherheitsaspekten begründet werden. München etwa stützt sich auf eine Gefahreneinschätzung der Polizei in der Altstadt. Nur ganz wenige Kommunen haben ein komplettes Böller-Verbot beschlossen, etwa Sylt, Föhr und Amrum. Teilweise Verbote gelten zudem in Nürnberg (Bereich der Burg, rund um die Lorenzkirche, am Hauptmarkt), in Freising (Teile der Innenstadt), Bamberg (Teile der Innenstadt), Würzburg (Teile der Innenstadt) und Passau (Teile der Innenstadt). Das alles hat jedoch mit Corona nichts zu tun, in diesen Städten gibt es das Verbot der Feuerwerke schon länger. 

Feuerwerke und Corona - kommt jetzt das Comeback der Privatpartys?  

In diesem Jahr nun ist bekanntlich alles anders. Zunächst stellt sich die Frage, ob größere Feuerwerke der Städte überhaupt möglich sind. Denn Menschenansammlungen sind zu vermeiden. Sollte der Lockdown-Light am 25. November verlängert werden, würde das vermutlich ohnehin sowohl die Weihnachtstage als auch das Silvesterfest betreffen. Genau das könnte - so fürchten Experten - dann aber zum Comeback der Privatpartys führen. Denn wenn öffentliche Feuerwerke ausfallen, treffen sich vermutlich zumindest jeweils zwei Familien und werden Interesse haben, um Mitternacht einige Böller zu verschiessen. Die Grünen in Berlin haben daher schon nach Vorbild der Niederlande ein komplettes Verbot von Feuerwerken gefordert, die Grünen in Nordrhein-Westfalen hingegen sehen das anders. "Wenn vor Ort zentrale Feuerwerke so organisiert werden, dass größere Menschenansammlungen ausbleiben und Abstandsregeln eingehalten werden, können diese eine sinnvolle Alternative zur Böllerei auf öffentlichen Plätzen und Straßen sein", so Landtagsfraktionschefin Verena Schäffer. 

In Köln sieht man da aber anders. Die von Grünen und CDU regierte Stadt erwägt bereits ein Verbot der Feuerwerke und auch der privaten Böller. "Dieses Jahr steht vieles auf dem Prüfstand, auch die Silvester-Feuerwerke", so ein Stadtsprecher. Nebenan in Düsseldorf sieht man das anders. Zwar wolle man "keine großen Partys, aber wenigstens ein Feuerwerk im kleinen Kreis", so ein Sprecher. In Münster wird derweil abgewartet, "inwieweit Treffen zu Silvester möglich sind". Andere Städte wie Dortmund hoffen nach eigenen Aussagen auf eine landesweite Regelung, um "einen Flickenteppich" zu verhindern, wie ein Stadtsprecher dem WDR sagte. 

Der Städte- und Gemeindebund in NRW ist gegen generelle Verbote von Feuerwerken und Böllern. Ihr Präsident Roland Schäfer erklärte, in vielen Kommunen habe es in den Vorjahren keine ernsthaften Probleme weder mit Feinstaubbelastung noch mit Menschenansammlungen oder schweren Verletzungen zu Silvester gegeben. "Ein generelles Böllerverbot wäre daher überzogen". Er kann sich jedoch ein Böller-Verbot für einzelne Städte vorstellen, in denen die "Corona-Infektionslage auch im Dezember extrem kritisch ist". Auch CDU und FDP, die Regierungsparteien im NRW-Landtag sprechen sich bisher gegen ein Verbot aus. 

Feuerwerke und Corona - wo liegen die Probleme? 

Auch in Stuttgart macht man sich in diesem Jahr weniger Sorgen um Feinstaubdiskussionen als vielmehr um mögliche Ansteckungsgefahren bei größeren Zusammenkünften. „Es laufen Gespräche zwischen den städtischen Fachbehörden und der Polizei, wie das Infektionsrisiko niedrig zu halten ist“, so ein Sprecher. Eine finale Entscheidung über ein Verbot der Feuerwerke wolle man erst Anfang Dezember fällen. In Ulm hingegen macht man sich in dem Zusammenhang eher Gedanken über den Brandschutz. Man prüfe die Regeln zur konkreten Gefahrenabwehr erneut, sprich den Brandschutz. Denn allen ist gemein, dass man zusätzliche Krankenhauseinlieferungen durch Verletzungen verhindern will. Ähnlich wird auch in Karlsruhe und Freiburg diskutiert. In beiden Städten gibt es im Gemeinderat und in der Stadtverwaltung bisher keine Pläne für ein Verbot von Böllern an Silvester. 

Bleibt aber die Frage, inwieweit sich Menschen aus einem oder zwei Haushalten dennoch zu Silvester verabreden wollen. Veranstalter melden bereits gestiegene Anfragen etwa für Hütten zur Miete an Silvester und Weihnachten. Und auch für die arg gebeutelte Gastronomie ist das Silvesterfest überlebenswichtig. 

Einige nackte Zahlen: 133 Millionen Euro hat die Branche im vergangenen Jahr durch Feuerwerk an Silvester eingenommen. Daran hat auch nichts geändert, dass einige Händler (u.a. eine Baumarktkette) im vergangenen Jahr bereits keine Feuerwerkskörper mehr in ihr Sortiment aufgenommen hatte und somit kein Feuerwerk verkaufte. Auch einzelne Supermärkte (die genossenschaftlich organisiert sind, weshalb die jeweiligen Inhaber über ihr Sortiment selbst entscheiden) hatten Böller aus dem Sortiment genommen. 

Wichtig aber ist: Feuerwerke gibt es auch dann in Geschäften zu kaufen, wenn die jeweilige Kommune ein Verbot von Böllern beschlossen hat. Kommunen können also den Verkauf der Feuerwerkskörper in ihrer Gemeinde nicht verbieten, auch wenn es ein teilweises oder komplettes Böller-Verbot gibt. Allerdings gelten klare Verkaufsregeln. Üblicherweise dürfen die Feuerwerke nur vom 29.12. bis zu 31.12. verkauft werden. Geböllert werden darf trotzdem nur am Silvesterabend und in der Nacht.