
Feuerwehr: Es fehlen mindestens 3.000 Einsatzkräfte
Die Flammen schlagen stundenlang aus dem Dachstuhl einer der bekanntesten gotischen Kirchen der Welt. Die Feuerwehr der Stadt Paris braucht bis in die frühen Morgenstunden, um den Brand unter Kontrolle zu bekommen und konnte nur knapp die Struktur der Kathedrale Notre Dame retten. Da der Brand erst nach Schließung der Kathedrale ausbrach, standen keine Menschenleben auf dem Spiel - außer die der Einsatzkräfte. Nach einem verheerenden Großbrand wie diesem stellt sich die Frage, wie gut auch die deutschen Feuerwehren auf einen Katastrophenfall ähnlichen Ausmaßes gerüstet sind. Immer wieder hatte die Feuerwehr-Gewerkschaft in den letzten Monaten gewarnt, dass es an Freiwillligen, Einsatzwagen und modernem Gerät fehlt.
Jede 10. Feuerwehrstelle unbesetzt
Und nun kommt erneut eine Warnung von der Gewerkschaft: Bei den Berufsfeuerwehren sei jede zehnte bis fünfzehnte Stelle unbesetzt, sagt Gewerkschaftssprecher Tobias Thiele gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Bei über 30.000 Stellen bedeutet das, dass der Feuerwehr deutschlandweit circa 3.000 Einsatzkräfte fehlen. Dies könne schnell zu einem Sicherheitsrisiko werden, da Feuerwehrleute immer mehr und mehr Überstunden machen müssten. Das Problem sei bei der Berufsfeuerwehr währenddessen nicht, genug Bewerber für Stellen zu bekommen - was bei vielen Freiwilligen Feuerwehren problematisch ist -, sondern geeignete Bewerber zu finden. Durch die mit modernster Technik ausgestatteten Einsatzwagen, müssten Berufsfeuerwehrleute neben einer sehr guten Fitness auch ein gutes Technikverständnis mitbringen.
Notfallpläne sind weiterhin belastbar
In Katastrophenfällen, wie dem in Paris, sei die Personaldecke jedoch kein Problem, beruhigt Thiele. Die Notfallpläne der über 100 Berufsfeuerwehren seien belastbar und im Katastrophenfall könnten Einsatzkräfte verschiedener Kommunen schnell gemeinsam agieren. Zu Engpässen komme es eher im "Normalbetrieb". Nicht nur wegen der dünnen Besetzung der Berufsfeuerwehren. Denn über 90 Prozent des Bedarfs müsse über die Freiwilligen Feuerwehren gedeckt werden. Und hat die Personaldecke einiger Wehren - gerade im ländlichen Raum - die Untergrenze des Vertretbaren erreicht.
Bund muss 500 Lösch- und Schlauchfahrzeuge nachliefern
Und auch bei der Ausrüstung beklagt die Feuerwehr-Gewerkschaft Mängel. Denn gerade finanzschwache Kommunen würden häufig bei der Feuerwehr sparen. In Berlin etwa sei der Fuhrpark der Feuerwehr völlig veraltet. Hier sieht die Gewerkschaft die Kommunen in der Pflicht. Doch auch der Bund kommt seiner Aufgabe des Zivilschutzes nicht ausreichend nach. Jüngst ergab eine kleine Anfrage der Bundestagsfraktion FDP, dass knapp 500 der 1.421 Lösch- und Schlauchfahrzeuge, die der Bund für den Zivilschutz zur Verfügung stellen soll, fehlen. Besonders stark betroffen sind dabei die Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Hier stehen jeweils weniger als 50 Prozent der eingeplanten Fahrzeuge zur Verfügung. Laut Bundesregierung befinden sich derzeit 430 der Fahrzeuge in der Beschaffung. Die ersten sollen Mitte des Jahres ausgeliefert werden.