Fachkräftemangel - was tun? Tipps im Gastbeitrag von einem Kommunalexperten
Fachkräftemangel - was tun? Tipps im Gastbeitrag von einem Kommunalexperten
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Neues Arbeiten

Fachkräftemangel: Wie finde ich die Mitarbeiter von morgen?

Der Fachkräftemangel geht um. Aber es gibt zahlreiche Möglichkeiten, ihm zu begegnen. Klar sein muss nur: „Die Verwaltung von gestern ist nicht die Lösung für morgen“, sagt unser Gastautor Christian Burgart. Er zeigt auf, wie trotz aller Einschränkungen im öffentlichen Dienst vor allem weiche Faktoren die finanziellen Grenzen wett machen können.

Fachkräftemangel? Vor wenigen Jahren noch ein fast unbekanntes Wort. Stattdessen haben sich die Rathäuser der Republik von Einsparrunde zu Einsparrunde gequält, haben ganze Ausbildungsjahrgänge nicht übernommen und zum Teil auf Ausbildung ganz verzichtet. Mit dem fortschreitenden Renteneintritt der Babyboomer hat sich das Bild gewandelt. Jahrgangsweise verlassen Leistungsträger die Behörden und der Nachwuchs ist schlicht nicht in der gewünschten und benötigten Größenordnung vorhanden. Zusätzlich hat es in den letzten Jahren, mangels richtig gesetzter Anreize, auch eine Bewegung aus den Kommunalverwaltungen heraus gegeben, andere Arbeitgeber waren attraktiver.

Wer Fachkräftemangel bedauert, muss wissen:

Verwaltung von gestern ist nicht die Lösung von morgen!

Die Mechanismen im TVÖD haben dem bereits Rechnung getragen, wurden aber in der Vergangenheit noch zu wenig genutzt. Prämien oberhalb der ausgeschriebenen Entgeltgruppen sind nun auf dem Weg der Fachkräftezulage in einem sehr breiten Spektrum möglich. Verkürzte Stufenlaufzeiten werden häufiger, die IT-Zulage ist, gerade für kleinere Kommunen oft die einzige Möglichkeit derartige Fachkräfte überhaupt zu binden. Dies führte aber bisher nur zu einer sich verstärkenden Konkurrenz zwischen den Kommunen, wobei die Leistungsfähigeren und wirtschaftliche Potenteren gewinnen. Durch die letzte Änderung der Fachkräfterichtlinie lässt sich diese Spirale auf fast alle Beschäftigten ausdehnen, was den Wettbewerb weiter befeuern wird. Aber ist Geld wirklich die entscheidende Triebfeder für das Gewinnen der Fachkraft von morgen?

Hinweis: Der Autor lädt Sie zum Thema auch zu einem Webinar am 4. April ein und gibt dort konkrete Tipps gegen den Fachkräftemangel - HIER gehts direkt zur Anmeldung

 

Weiche Faktoren können finanzielle Grenzen wettmachen und den Fachkräftemangel abmildern

Unter der Überschrift New Work werden aber nun andere, vermeintlich weichere, Faktoren zusammengefasst mit denen es gelingen soll, die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter von morgen zu finden. New Work ist jedoch auch besonders herausfordernd für den öffentlichen Dienst, weil sie die starren Regeln und liebgewordene Gewohnheiten sprengt. Kurz und gut: der Personaler von gestern bekommt einen erhöhten Puls, Herzrasen und ist nicht selten überfordert von Wünschen und Erwartungen der neunen Generation von Kollegen.

Die verschiedenen Modelle und die Struktur von Arbeit ist seit jeher im Wandel.Teilzeit für junge Mütter hatte man fast problemlos akzeptiert, auch Pflegezeiten für Angehörige treffen noch auf Verständnis. Natürlich nur so lange, wie es um theoretische Fragen ging. Wenn es konkret wird, dann sind die alten Vorurteile und Probleme da. Der Gedanke von New Work potenziert diese Gefühle.

Leben um zu Arbeiten oder arbeiten um zu leben war vor einigen Jahrzehnten ein oft geprägter Satz, ja Gegensatz. Arbeitsmodelle und Arbeitszeitmodelle wechseln sich ab, sie verändern sich mit gesellschaftlichen Ansichten und verändert sich mit liberaleren Werten.

Der Mensch als Individuum und der Weg zur Ich-Gesellschaft sind Teil dieses Trends, sie verstärken ihn und prägen unsere Arbeitswelt zunehmend. Was zunächst nur im hippen Berlin funktioniert beziehungsweise von Mitarbeitern gefordert wurde, wird plötzlich auch in Wanne-Eickel, auf dem flachen Land oder in manch verschlafenem Harzstädtchen zur Regel.

Was wir unter dem nach großer, weiter Welt klingenden Begriff „New Work“ verstehen, dem wollen wir uns am 4. April 2023 in Rahmen eines Impuls-Webinars und der hoffentlich regen Diskussion annähern.

Hinweis: Der Autor lädt Sie zum Thema auch zu einem Webinar am 4. April ein und gibt dort konkrete Tipps gegen den Fachkräftemangel - HIER gehts direkt zur Anmeldung

 

Der normale Arbeitsplatz ist passé

Sicher ist schon heute, dass der „normale“ Arbeitsplatz für große Teile der Erwerbstätigen ausgedient hat. Nine to Five ist nicht mehr attraktiv und zieht keine Absolventen mehr an. Arbeit soll zunehmend sinnstiftend sein, der Ort und die Dauer ihrer Erbringung rückt in den Hintergrund, wird individuell. Mit dem Grad der Steigerung der Individualität, verschwimmt auch die Trennung von Arbeit und Leben. Das konkrete Einkommen und der damit verbundene Status werden unwichtiger, die eigene Persönlichkeit, gewonnene Freizeit und die freie Entfaltung werden wichtiger.

Wenn künftig gilt „Work-Live-Blending“ statt „Balance“, gerät das Arbeitszeitmodell des öffentlichen Dienstes in Bedrängnis.Wenn neue Kollegen keine Zeitkarte mehr führen möchten, sondern nach dem individuellen Arbeitsergebnis beurteilt werden wollen, dann gerät Führung unter Druck, dann muss vielleicht erstmals wirklich geführt werden.

Die vor einigen Jahren eingeführte LOB-Bewertung und zu einem geringen Teil auch die LOB-Bezahlung war und ist in den meisten Dienststellen zu einem Papiertiger verkommen. Wenn aber neue Arbeitsmodelle ernsthaft Anwendung finden sollen und mit Blick auf die dringend benötigten Fachkräfte auch finden werden, dann muss eine ganze Generation von Führungskräften plötzlich bewerten und führen.

Auch der Ruf nach 4-Tage-Wochen oder die Frage, ob 30 Wochenstunden das neue Vollzeit sind, wird Gewerkschaften, Personalräte und Verwaltungsleitungen in den kommenden Jahren massiv beschäftigen. Ein Wegducken ist angesichts der derzeitigen Herausforderungen schlicht unmöglich.

Es kommen spannenden Zeiten auf die angeblich so verstaubten Amtsstuben zu, wir dürfen gespannt sein und sollten den Wandel aktiv gestalten.

Webinar-Anmeldung Fachkräftemangel

Auch von Christian Burgart