Wasserstoffbusse
Wuppertal hat die größte Wasserstoff-Flotte Europas.
© WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH

Vorreiter

Energiesparen: Tolle Beispiele aus den Kommunen

Wasserstoff, Holz, innovative Kläranlagen – damit punkten Deutschlands Kommunen beim Klimamanagement. KOMMUNAL-Redakteurin Gudrun Mallwitz stellt Ihnen einige nachahmenswerte Beispiele vor.

Unsere Kommunen haben nicht erst mit der Energiekrise angefangen, Energie zu sparen. Hier wollen wir einige Beispiele  vorstellen.

Heizen mit Holzhackschnitzel

Statt auf Öl und Gas setzen die Bewohner von Bergheim in Hessen auf Holz. An das Nahwärmenetz sind über 120 Häuser in dem Ortsteil von Ortenberg angeschlossen. Im Holzheizkraftwerk in einer Lagerhalle werden Holzhackschnitzel und Pellets verfeuert. Das Holz stammt aus der waldreichen Region. „Damit sind wir weitgehend energieautark, zumindest, was die Wärme betrifft“, erläutert ein Vertreter der Bergheimer Bürgergenossenschaft. Betrieben wird das Heizwerk über den eigenen Solarstrom vom Dach. Die Wärme wird den Bergheimern zum Selbstkostenpreis geliefert. Das Modell zahlt sich gerade jetzt in der Energiekrise aus.

Holzhackschnitzel

Wasserstoff treibt Busse an

Wuppertal  in Nordrhein-Westfalen hat die größte Wasserstoff-Flotte Europas. Die Fahrzeuge in Wuppertal werden mit Wasserstoff betankt, der mit Energie aus dem Wuppertaler Müll gewonnen wird. Um die Busse in die Flotte zu integrieren, wurde etwa die Hälfte der rund 800 Fahrerinnen und Fahrer bereits geschult. Im Jahr 2020 hatte Wuppertal die ersten zehn Wasserstoffbusse und eine eigene Wasserstoff-Tankstelle in Betrieb genommen. Im Jahr darauf kamen zehn weitere Busse dazu.

Wuppertal Wasserstoffbus



Weniger Energieverbrauch als der Bundesdurchschnitt

Die Verwaltungsgebäude in Jena (Thüringen) verbrauchen im Schnitt 15 Prozent weniger Energie pro Quadratmeter und Jahr als der bundesweite Durchschnitt, die Schulgebäude sogar 22 Prozent weniger. Bei der Sanierung und dem Bau von kommunalen Gebäuden werden Technologien wie Geothermie, Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpen eingesetzt. Mit Hilfe der Gebäudeleittechnik betreibt die Stadt die städtischen Immobilien möglichst energieeffizient. Alle Werksgebäude des Kommunalservice Jena sollen ab Ende des Jahres mit einer Mischung aus Solarthermie und Biomasse, also Holzhackschnitzel, beheizt werden. Sie stammen aus der betriebseigenen Baum- und Grünanlagenpflege.

Jena

 

Energetisch sanieren

Die Universitätsstadt Siegen in NRW treibt die energetische Sanierung kommunaler Gebäude voran und bezuschusst auch private Investitionen für den Klimaschutz, etwa beim nachhaltigen Bauen und Sanieren. Derzeit wird die Jung-StillingGrundschule in Weidenau saniert und erweitert. Der dreigeschossige Anbau entsteht in einer nachhaltigen und ökologischen Holzbauweise. Auch die Außenfassade wird später mit Holz verkleidet, außerdem soll ein wärmedämmendes Gründach angelegt werden. Zweimal hat sich die Stadt mit dem European Energy Award zertifizieren lassen, einem internationalen Qualitätsmanagement- und Zertifizierungsinstrument für kommunalen Klimaschutz.

Energetisch sanieren

Energiekonzept am Klinikum Konstanz

Am Klinikum Konstanz in Baden-Württemberg produziert ein Blockheizkraftwerk in der zweiten Generation Strom, Wärme und Kälte -  für den Eigenbedarf und zur Versorgung von externen Verbrauchern. „Damit kann das Haus seine Energie nachhaltig und wirtschaftlich in Eigenregie bereitstellen“, erläutert der Beauftragte für Umwelt am Klinikum, Markus Lohrbächer. „Mit Hilfe der Gebäudeleittechnik und einem eingebundenen Energiemanagementsystem kann der Energieverbrauch der Gebäude und Abteilungen reguliert und dokumentiert werden.“ Schon im Jahr 2006 ging mit dem Neubau der Energiezentrale im Klinikum ein neues Blockheizkraftwerk in Betrieb.

Klinikum Konstanz

Schule mit Goldener Glühbirne

Die Johann-Eckermann-Realschule Winsen an der Luhe in Niedersachsen integriert Nachhaltigkeit in den Schulalltag, auch fächerübergreifend. So gibt es den Wahlpflichtkurs „Nachhaltiges Handeln“. Die Schule arbeitet mit Betrieben in der Region zusammen, die sich um nachhaltige Energiegewinnung bemühen. In einem anderen Kurs geht es um nachhaltige Mode. Im Schulgarten pflanzten die Schülerinnen und Schüler Beete mit insektenfreundlichen Stauden, legten einen Steinhaufen als Rückzugsraum an, bauten Insektenhotels. „Mülltrennung & Heizen – aber richtig“, so ein weiteres Motto der Schule. Sie hat jüngst den Wanderpokal im Energiespar- und Klimaschutzprojekt „Dreh Ab!“ des Kreises Harburg geholt: die Goldene Glühbirne. 

Schüler gewinnen Goldene Glühbirne



Energieautarke Kläranlage

Die bayerische Marktgemeinde Peißenberg zeigt mit ihrem Projekt „Energieautarke Kläranlage“, welche Energieeinsparpotenziale in Kläranlagen stecken. Sie hat es geschafft, den Strombedarf der Kläranlage zu über 70 Prozent und den Wärmebedarf zu 100 Prozent aus nachhaltiger, selbst erzeugter Energie zu decken.  Die Anlage wurde durch ein Blockheizkraftwerk erweitert. Es gewinnt aus dem bei der Klärschlammfaulung entstehendem Biogas Energie. Mit der Abwärme wird ein Mehrfamilienhaus mitversorgt und mit dem Strom das ElektroDienstfahrzeug der Kläranlage über eine Wallbox aufgeladen. Die Peißenberger setzen auf weitere innovative Ideen:  Für ein Werkstatt- und Chemikaliengebäude wird zum Beispiel die Abwärme von Drehkolbenkompressoren genutzt.

Gemeinde Peißenberg

Klimakommune des Jahrzehnts

Der Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz ist bilanziell klimaneutral.  Er kann mehr als die dreifache Menge des eigenen Strombedarfs selbst erzeugen - durch Windkraft, Photovoltaik und Biomasse. Den überschüssigen Strom speisen die Anlagen der erneuerbaren Energien ins Verbundnetz für größere Städte ein.  Fast alle Windkrafträder stehen auf kommunalem Grund, die Ortsgemeinden nehmen 7 Millionen an Windpacht im Jahr ein. Auch Photovoltaik wurde ausgebaut.  Und:  "Die Anwohner können ihre Gartenabfälle wie Strauch- oder Baumschnitt zu 130 Sammelplätzen bringen. Durch diese Biomasse können wir 37 kommunale Großgebäude wie Schulen oder Seniorenwohnheime heizen", so Klimaschutzmanager Michael Uhle.    

Klimakommune  des Jahrzehnts Rhein-Hunsrück-Kreis

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