Zwönitz von oben
Die kleine Bergstadt Zwönitz im Erzgebirge.
© Patrick Eichler

Smart City

Eine Bergstadt macht sich digital

Digitalisierungspläne haben oft lange theoretische Vorlaufphasen. Nicht so in Zwönitz im sächsischen Erzgebirge. Laut Förderprogramm befindet sich das Projekt der 12.000-Einwohner-Kommune noch in der theoretischen Phase. Peter Glumbick vom „Smart-City-Team“ der Stadt erklärt aber im Gastbeitrag, welche praktischen Dinge trotzdem schon umgesetzt sind.

Seit 2019 ist die Stadt Zwönitz Teil der vom Bund geförderten Modellprojekte „Smart Cities made in Germany“. Im Rahmen der Projektlaufzeit bis ins Jahr 2026, und darüber hinaus, soll das Leben in der Bergstadt im Erzgebirge durch Digitalisierung noch angenehmer gestaltet, die Wirtschaft gestärkt und so viele Mehrwerte für die Zwönitzer Bevölkerung geschaffen werden. Denn die soll, entgegen dem Trend der Region, in den kommenden Jahren wieder ansteigen. Das Smart City-Team hat deshalb einen zentralen Anspruch. Das Leben der Menschen in Zwönitz besser machen. Gut 17 Monate arbeitet das Team nun daran, die Digitalisierung für die Menschen in der Stadt greifbar zu machen und vor allem die Grundlagen zu legen, um in den kommenden Jahren und Jahrzehnten eine noch innovativere und lebenswertere Kommune zu formen. Ginge es strikt nach dem Ablaufplan des Förderprogramms, würde dies noch bis Ende dieses Jahres auf Basis rein theoretischer Arbeit passieren. Denn bis dahin soll die Digitalstrategie der Stadt erarbeitet und fertig übergeben sein. Aus dieser Strategie gehen dann handfeste Projekte hervor. Doch Zwönitz geht einen anderen Weg und arbeitet in dieser sogenannten „Strategiephase“ bereits an Projekten, die, wenn auch vielleicht für einige unbemerkt, erste Erfolge feiern und das Niveau der Digitalisierung in der Stadt stärken und weiterentwickeln.

Eine erfolgreiche Durchführung des Zwönitzer Bauernmarktes im September des letzten Jahres durch ein elektronisches Zählsystem, die Veröffentlichung des Zwönitzer Online-Anzeigers als Beteiligungs- und Informationsplattform, die Möglichkeiten der aktiven Mitgestaltung des Zwönitzer Mobilitätsprojektes „ERZmobil“, die Digitalisierung des Technischen Museums „Papiermühle“ und viele andere Dinge hat das Team in dieser Zeit erfolgreich angestoßen und hierbei auch erste positive Ergebnisse erzielt.

Erhöhung digitaler Fähigkeiten aller Bürger

Trotz der Corona-Pandemie ist es der Stadt gelungen, die eine oder andere Veranstaltung mit Bürgern durchzuführen, zum Beispiel mehrere Workshops zur Mobilität. Weiterhin wurde die Nutzung der sozialen Medien zur Bürgerkommunikation intensiviert, sodass neue Formen der Interaktion entstanden sind. Zum Beispiel konnten erste Veranstaltungen als Livestream im Internet erlebbar gemacht werden, mit sehr positiver Resonanz.

Eine weitere Herausforderung, der sich das Smart City-Team angenommen hat, war die Befähigung der Verwaltung zum digitalen Arbeiten. So wurden in allen Fachbereichen Möglichkeiten geschaffen, mobil zu arbeiten. Eine Videokonferenzlösung wurde angeschafft und viele Termine mit externen Partnern, zum Beispiel Bauberatungen, finden mittlerweile online statt. Auch erste Eltern-Veranstaltungen mit kommunalen KiTas wurden in dieser Form durchgeführt. Außerdem soll im Laufe des Jahres das elektronische Ratsinformationssystem an den Start gehen. Für das Team steht im Fokus der Arbeit, Ideen und Anregungen der Bevölkerung abzuholen und bedarfsgerechte Ansätze in den „großen Plan“ einfließen lassen. Dabei geht es uns nicht nur um den Aufbau einzelner innovativer Digitalprojekte, sondern auch um Erhöhung der digitalen Fähigkeiten aller Bürger.  Das Interesse an unseren Projekten ist auf jeden Fall vorhanden und viele liefern hervorragende Ideen und Beiträge. Denn auch das gehört zur Weiterentwicklung dazu: Eigeninitiative und Interesse an den Möglichkeiten der Stadt.

Mobilität durch smarte Stadt

Doch was erwartet die „Zwäntzer“ im Jahr 2021 von der Smart City? Zwei ganz große Projekte gehen in die nächste Phase. Zum einen beginnen die Bauarbeiten am Zwönitzer Speicher, dem zukünftigen Innovations- und Gründerzentrum der Stadt. Der SPEICHER soll der zentrale Dreh- und Angelpunkt der Digitalisierung in Zwönitz werden und mit dem Baubeginn werden dafür die Grundlagen gelegt.

Des Weiteren soll das Mobilitätsprojekt der Stadt umgesetzt werden. Mit den Projektpartnern soll das „ERZmobil“ dann so schnell wie möglich in Betrieb gehen. Doch dazu sind noch viele rechtliche Fragen zu klären und Gespräche mit den zuständigen Behörden und ÖPNV-Verantwortlichen zu führen.

Und noch andere Themen stehen auf dem Plan. Zur Unterstützung der lokalen Händler arbeiten wir an der Umsetzung eines digitalen Schaufensters, welches auch in Corona-Zeiten eine Möglichkeit zur Vermarktung ihrer Geschäfte ermöglicht. Mit dem Projekt „ViewERZ”, die Erstellung einer Virtual-Reality-Umgebung für die Zwönitzer Museen und Kultureinrichtungen, soll auch für mobilitätseingeschränkte Personen der „Besuch” in der Papiermühle und anderen Museen möglich werden. Und natürlich die Fertigstellung der Digitalstrategie der Stadt. Denn das Smart City-Team möchte auch 2021 mit den Zwönitzern an konkreten Digitalisierungsthemen arbeiten und weiter Projekte für die Stadt umsetzen.