Digitalbotschafter hilft Seniorin bei Bedienung des Smartphones
Digitalbotschafter bei der Arbeit.
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Teilhabe für Senioren

Im Einsatz als Digitalbotschafter

Digitale Medien können Senioren im Alltag helfen und Sicherheit vermitteln. Vorausgesetzt, sie beherrschen den Umgang mit ihnen. Unterstützung bekommen sie bei Digitalbotschaftern. Über ein besonderes Ehrenamt, das Tore öffnet – und reichlich Geduld verlangt.

Sie sind Kamera und Lexikon, Navigations- und Schreibgerät und kommunikatives Tor zur Welt: Digitale Geräte sind die technischen Tausendsassas unserer Zeit. Auch für ältere Menschen werden die digitalen Alltagshelfer zunehmend wichtiger, ob es sich nun um ein Smartphone, ein Tablet oder den heimischen PC handelt. Da die Senioren die meiste Zeit ihres Lebens aber keinerlei Kontakt mit dem IT-Bereich hatten, sind die Hemmschwellen und Anfangsschwierigkeiten bei der Bedienung der Geräte oft hoch. Hier setzen die Digitalbotschafter an. Die engagierten Ehrenamtlichen möchten Hürden abbauen und Sicherheit geben im praktischen Umgang mit allem, was mit der Digitalisierung zu tun hat. Ihre Adressaten: alle ab 60 Jahre aufwärts, die Hilfe benötigen.

Kaum bekannt, aber enorm wichtig: Digitalbotschafter

Hans-Peter Demsar ist Digitalbotschafter mit Leidenschaft und verfügt selbst über jahrzehntelange Erfahrung im IT-Bereich. Als Wirtschaftsinformatiker hat er lange Zeit eine IT-Abteilung geleitet, dann ging er selbst in Rente. Ehrenamtlich war Demsar schon immer engagiert, die meiste Zeit über im Fußballverein. Als das gesundheitlich nicht mehr möglich war, schwenkte er um und besann sich auf seine Kenntnisse in der digitalen Welt. Diese wollte er weitergeben an Senioren, die sich schwer tun mit dem Einstieg in die digitalen Medien. Auf die Ausbildung zum Digitalbotschafter ist Demsar eher zufällig gestoßen. Kein Wunder, schließlich ist das besondere Ehrenamt bis heute kaum bekannt, wie er zu seinem Bedauern feststellt. Dabei können die Botschafter wesentlich dazu beitragen, dass Senioren nicht vereinsamen, sondern via moderne Medien trotz mancher Einschränkungen weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilhaben und kommunizieren können.

Offizielles Zertifikat

Das Projekt „Digitalbotschafter“ wird vom Land Rheinland-Pfalz initiiert und gefördert. In Zusammenarbeit mit der Landesmedienanstalt hat die Landesregierung mittlerweile mehr als 200 Digitalbotschafter ausgebildet, die im ganzen Bundesland tätig sind. Wer Digitalbotschafter werden möchte, kann wie Demsar in mehreren Abendeinheiten einen speziellen Kurs hierfür absolvieren und schließt diesen mit einem offiziellen Zertifikat ab. Neben fachlichen Aspekten steht bei den Schulungseinheiten insbesondere die menschliche Begleitung der Senioren im Mittelpunkt, wie Demsar erzählt. „Es geht darum, welche Themen und Probleme bei der digitalen Kommunikation häufig auftreten und wie man die Senioren am besten begleiten kann."

Digitale Kommunikation im Fokus

Seit März 2021 ist Demsar nun offizieller Digitalbotschafter und tut in der Region Dudenhofen und Speyer zusammen mit zwei weiteren Kollegen sein Bestes, „um den Senioren den Weg ins Internet zu erleichtern und sie bei der Bedienung digitaler Geräte zu begleiten“, wie er erklärt. Dabei decken die Digitalbotschafter „alles ab, was mit digitaler Kommunikation zu tun hat“. Die Anfragen erreichen Demsar meist via Telefon, häufig hat auch ein Seniorennetzwerk vermittelt und die Digitalbotschafter als kundige und gelassene Helfer in der Not empfohlen.

Drei Digitalbotschafter
Im Einsatz als Digitalbotschafter: Hans-Peter Demsar (Mitte) und seine zwei Kollegen Reimund Gebhard und Peter Liepner

Vielfältige Herausforderungen

Bei seinen Besuchen trifft der Digitalbotschafter dann auf unterschiedlichste Ausgangslagen. Oft hatten die Senioren bislang keinerlei Erfahrung im Umgang mit digitalen Geräten und nicht selten beginnt die Aufgabe von Demsar mit der Unterstützung bei der Wahl und dem Kauf eines seniorenfreundlichen Geräts. In Folge sind die Probleme vielfältig und reichen von der reinen haptischen Handhabung bis hin zur Überforderung mit Sicherheit-Updates oder schief gelaufenen Installationen.

„Das größte Problem sind die Kinder der Senioren“, sagt Demsar und lacht. „Oft geben sie ihren Eltern ihre alten Geräte und lassen sie dann damit alleine, während sei weit entfernt leben und davon ausgehen, dass sich die Bedienung ohnehin von selbst versteht“. Die Senioren wiederum haben oft große Angst, „sie könnten etwas kaputt machen“. Demsar besucht seine Klienten dann über einen längeren Zeitraum hinweg, baut Brücken auf und Hürden ab. Ist der Einstieg in die digitale Welt geschafft, nutzen die Senioren ihre Geräte nach Erfahrung von Demsar hauptsächlich, um Kontakt mit ihren Familienangehörigen zu halten, Bilder zu verschicken, zu telefonieren oder Nachrichten zu schreiben.

Nur teilweise gehen die Senioren auch richtig ins Internet, hören Musik oder schauen sich Videos an. Der soziale Aspekt ist also der mit Abstand Wichtigste und auch wenn die Digitalbotschafter schon vor der Corona-Pandemie aktiv waren, ist ihre Bedeutung in der kontaktarmen Zeit noch einmal deutlich gestiegen. „Manche Menschen kamen in dieser Zeit ja fast gar nicht mehr aus dem Haus“, so Demsar. „Da war das Smartphone oder Tablet quasi die letzte Verbindung zur Außenwelt“.

Digitalbotschafter bieten fachliche und menschliche Unterstützung

Rund 10 Stunden ist Demsar jede Woche als Digitalbotschafter im Einsatz, sein Engagement ist komplett ehrenamtlich und selbst die Spritkosten zahlt er selbst. Bei den einzelnen Klienten verbringt er pro Treffen maximal eine Stunde, „denn länger ist kaum ein Senior aufnahmebereit“, hat Demsar festgestellt. Nicht selten geht es bei seinen Hausbesuchen dann schnell um weit mehr als nur um die Hilfe bei digitalen Fragen. „Die Menschen sind sehr froh über die Unterstützung und Ansprache und schütten mir oft ihr Herz aus“, erzählt der engagierte Botschafter. Er höre sich dann die Probleme der Senioren an, erkläre auch mal die Bedienung der Mikrowelle oder helfe bei der Organisation eines Arztbesuchs. „Die Anforderungen gehen weit über die klassischen Einsatzfelder als Digitalbotschafter hinaus“, sagt Demsar. Dagegen könne man sich auch kaum wehren und er selbst mache das gerne.

Sicherheit und Selbstvertrauen als Schlüssel

Technisch ist der Anspruch an die Digitalbotschafter überschaubar. „Wenn man das Handy etwas besser kennt, reicht das in der Regel aus“, sagt Demsar. Viel wichtiger sei, dass man Erfahrung im Umgang mit Menschen habe, sich klar und verständlich ausdrücken könne und bei alledem reichlich Geduld mitbringe. „Wenn Sie eine 80-Jährige betreuen, die noch nie zuvor ein Handy in der Hand hatte, dann dauert das. Da muss man manche Sachen oft sechs bis sieben Mal erklären und geraten bestimmte Abläufe schnell wieder in Vergessenheit. Für Demsar ist das in Ordnung, schließlich wolle er den Leuten ja helfen und da sind Gelassenheit und ein langer Atem wesentliche Voraussetzungen.

„Es geht darum, den Senioren Sicherheit und Selbstvertrauen zu geben im Umgang mit den Geräten“, so Demsar. Das sei oft ein langwieriger Prozess in kleinen Schritten, aber er zahle sich aus. Erst vor kurzem hat Hans-Peter Demsar eine betagte Dame wieder besucht. 83 Jahre alt, hat sich die Seniorin vor kurzem nun doch noch ein Handy zugelegt, um sich mit ihrer weit entfernt lebenden Enkeltochter austauschen zu können. Der Anfang war mühsam – mittlerweile aber klappt die Kommunikation und die digitale Welt hat Einzug erhalten ins Leben der Seniorin.

Fotocredits: https://www.digitalbotschafter-dudenhofen.de