Ein regionaler Online-Shop soll die Innenstadt-Läden in Siegen retten. ©Lokaso

Die Innenstadt im Online-Shop

Der Online-Handel bedroht die Innenstädte - doch die beginnen sich zu wehren. In Siegen zum Beispiel bieten die lokalen Einzelhändler ihre Waren in einem Online-Versandhaus an. Und erhalten bereits viele Bestellungen. So können auch sie ein Stück vom E-Commerce-Kuchen abschneiden.

Ob Butterstulle, Abendkleid oder Lieblingskrimi - jedes Produkt kann man heute online bestellen. Davon profitieren besonders internationale Online-Versandhändler wie der Webshop Amazon, der an einem Tag bis zu sieben Millionen Produkte alleine in Deutschland verkauft. Laut dem Handelsverband Deutschland machte der E-Commerce in Deutschland im letzten Jahr einen Umsatz von 44,2 Milliarden Euro. Verlierer dieser Entwicklung sind bisher die lokalen Einzelhändler, deren Umsätze nicht selten so stark zurückgehen, dass sie sich die Ladenflächen und das Personal nicht mehr leisten können. Doch mit lokalen Online-Versandhäusern versuchen sich die Einzelhändler verschiedener Städte nun zu wehren. Siegen zieht nach knapp einem Jahr Online-Shop "lokaso.Siegen" eine positive Bilanz.

Der Online-Shop Lokaso wird von den Siegenern bereits rege genutzt. ©Lokaso

Auf der Plattform Lokaso.Siegen kann man bei 36 Geschäften aus der Stadt online einkaufen. Vier weitere Läden wollen ihr Angebot bald ebenfalls anbieten. Vor fast einem Jahr, am 3. September 2016, ging Lokaso online. Seither steigen die Umsätze stetig. Mit 200 Besuchern täglich kommt der Online-Shop bisher auf 450 Kundenbestellungen im Monat. "Im Durchschnitt bestellen die Kunden bei knapp zwei Händlern pro Einkauf", sagt Patrick Schulte, Geschäftsführer der lokaso GmbH. "Momentan bekommen die Siegener Einzelhändler durch unsere Plattform etwa 800 Bestellungen im Monat."

Und so funktioniert der Online-Shop für Einzelhändler

Einen professionellen Online-Shop einzurichten ist für den einzelnen stationären Händler eine teure und zeitaufwändige Aufgabe, die sich finanziell nicht lohnt. Deshalb ist ein Internetkaufhaus, das zentral gepflegt wird, eine sinnvolle Alternative. Jedes Geschäft, das sich beteiligt, hat auf der Plattform seine eigene Seite. Mit einer Suchfunktion können Kunden aber auch das Angebot aller Händler gleichzeitig durchsuchen. Der Warenkorb der Plattform funktioniert übergreifend für alle Geschäfte. Der Kunde hat einen Warenkorb und zahlt alles mit einem Vorgang. Die Bestelldaten fließen dann automatisch per Schnittstelle in die jeweiligen Warenwirtschaftssysteme. Angestellte Fahrer liefern die Waren in der Regel noch am gleichen Tag aus. Genauso können Kunden ihre Bestellungen aber auch im Laden abholen oder umtauschen.

Ähnliche Konzepte in anderen Kommunen

Online-Shops für den stationären Einzelhandel gibt es auch andernorts. Mit dem Online-Marktplatz Ebay läuft momentan ein Pilotprojekt in Mönchengladbach. Auch hier bieten die Einzelhändler der Stadt ihre Waren an, die zugeschickt oder abgeholt werden können. Und Projekte wie Lokaso.Siegen gibt es unter Namen wie Onlinestadt "Höhr-Grenzhausen", Locamo, "Einkaufen-in-Attendorn" und Online-City Wuppertal ebenfalls bereits in einigen anderen Städten. Ob die regionalen Online-Shops den stationären Handel vor der Übermacht der internationalen Online-Händler retten können, ist ungewiss. Fürs erste machen sie aber zumindest Online-affine Bürger auf die Läden in der Innenstadt aufmerksam und generieren zusätzliche Käufe.