Leipzig Stadtansicht
Leizipg testete zusammen mit anderen 17 Kommunen das neue Tool.
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Kostenloses Tool

Hin & weg: So analysieren Kommunen Wanderungsdaten

Kommunen brauchen belastbare Daten – etwa für die Planung von Schul- und Kindergartenplätzen, aber auch für langfristige Vorhaben. Die neue Anwendung „hin&weg“ soll ihnen dabei helfen, diese Daten anschaulich darzustellen. Egal, ob es sich um innerstädtische Umzüge, Stadt-Umland-Wanderungen oder Pendlerbewegungen handelt. Das Analyse- und Visualisierungs-Tool dazu ist kostenlos.

Deutschland ist in Bewegung. Das Kommen und Gehen in den Kommunen, Wanderungsbewegungen in einzelnen Stadtteilen, zwischen Stadt und Umland und auch die Pendlerströme - diese Zahlen sind für Städte, Gemeinden und Landkreise interessant und auch wichtig. Doch die meisten Kommunalverwaltungen sind personell nicht so gut aufgestellt, dass solche Daten  analysiert werden können.

hin&weg soll Politik und Verwaltung unterstützen

"Mit hin&weg können solche dynamischen Prozesse nun deutlich einfacher dargestellt werden", versprechen die Macher der Software, die im Austausch zwischen Wissenschaft und Kommunalpraxis am Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) entwickelt wurde. Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) unterstützte und begleitete den Transferprozess in die Kommunen. „Die Anwendung soll Politik und Verwaltung dabei unterstützen, zeitnah und vorausschauend auf neue Entwicklungen des innerstädtischen und regionalen Wanderungsgeschehens zu reagieren und Standortentscheidungen beispielsweise für Kitas, Schulen oder die Verkehrsinfrastruktur zielgenauer zu treffen“, erläutert Francis Harvey in einer Mitteilung. Der Professor hat das Projekt am IfL geleitet.

Wie funktioniert das hin&weg-Tool?

Das Tool soll eine wesentliche analytische Hilfe für Städtestatistiker, Stadtplaner und Stadtforscher bieten, aber auch von jedem Bürger genutzt werden können. Große Vorkenntnisse sind angeblich nicht notwendig, die Anwendung ist nach Angaben der Macher intuitiv zu verstehen - und benötigt nicht einmal eine Anbindung an das Internet. Es handelt sich um eine Stand-Alone-Software das heißt, die Anwendung läuft auf isolierten PCs, ohne Anbindung an das Internet. Dadurch ist die Software von den Datensätzen getrennt und lokal gespeicherten Daten werden auf dem eigenen PC eingespeist. Dazu werden die Daten in das Programm eingelesen und mit Hilfe einer Datenverifizierung arithmetrisch geprüft. Die daraus entstehende Tabelle bildet die Grundlage für die Visualisierungen und Analysen.

Mit der Stand-Alone-Software soll der Datenschutz gewährleistet sein, was gerade bei der Arbeit mit amtlichen Meldedaten besonders wichtig ist. Städte müssen personenbezogene und räumliche Daten entsprechend rechtlicher Vorgaben abschotten. Die Daten dürfen nur für datenschutzrechtlich begründete, definierte Zwecke verwendet werden. Aus der abgeschotteten Stelle können Daten nur in aggregierter, anonymisierter Form geliefert werden.

 Mit dem Tool lassen sich den Angaben zufolge sehr einfach aktuelle Erkenntnisse über räumliche Entwicklungsprozesse und Stadt-Umlandverflechtungen in Städten und Gemeinden, aber auch in Landkreisen, herausarbeiten. Die Ergebnisse können in Form von Karten, Tabellen oder Diagrammen visualisiert und für die politische Kommunikation oder den Austausch mit Bürgern genutzt werden, heißt es.

18 Kommunen an Erprobung beteiligt

 „Das Besondere an dem Vorhaben war dabei, dass der gesamte Entwicklungsprozess partizipativ angelegt war und in enger Kooperation mit 18 Kommunen erfolgte“, sagt Henrik Scheller, Projektleiter am Difu. Es handelte sich um  Darmstadt, Essen, Esslingen am Neckar, Halle (Saale), Heidelberg, Jena, Karlsruhe, Koblenz, Leipzig, Ludwigshafen, Magdeburg, Münster, Offenbach am Main, Potsdam, Rostock, Stuttgart, Trier und den Landkreis Gifhorn. Mit ihnen wurden Workshops durchgeführt und das Tool erprobt.  Beschäftigte der  Statistik- und Stadtplanungsdezernate testeten die Visualisierungstypen und Analysefunktionen der einzelnen Software-Versionen und verwendeten dazu  Daten vom statistischen Bezirk bis hin zu den Bundesländern getestet. Durch ihre Hinweise habe die Software an die konkreten Anforderungen der Kommunen angepasst werden können.

Das IfL will die Weiterentwicklungsarbeiten an der Software begleiten und den freien Zugang zu der Anwendung gewährleisten. Um sich mit der wachsenden hin&weg-Community auszutauschen, ist zudem eine Konferenz im kommenden Jahr geplant.

Wer es ausprobieren möchte: Das Tool hin&weg steht ab sofort als Open-Source-Software dauerhaft und kostenfrei zum Download zur Verfügung.

Zusammengefasst: Was kann hin&weg?

Mit der Anwendung lassen sich den Machern zufolge komple­xe Bevölkerungsbewegungen schnell und präzise analysieren und visualisieren. Zwei Arten von Nutzung für Anwenderinnen und Anwender sind möglich:

  • Explorative Datenanalyse mittels Visualisierung in unterschiedlichen Formen (Karten, Tabellen, Graphiken/Diagramme)
  • Erstellung von Visualisierungen für die Kommunikation von identifizierten sozial-räumlichen Prozessen nach außen (Entscheidungsträger, Monitoringberichte, breitere Öffentlichkeit).