Eine Rideshare App soll für Mobilität im ländlichen Raum sorgen
© shutterstock

Bus-System für den ländlichen Raum

Mit Anton und Frieda durch den Oberharz. Das hat unser Reporter Benjamin Lassiwe im Selbstversuch gemacht. Frieda und Anton sind aber keine echten Menschen, sondern Busse mit Namen. Und das hat einen guten Grund. Sie sollen "so nahbar" wie möglich daherkommen - im wahrsten Sinne des Wortes. Praktisch zum gewünschten Zeitpunkt an den gewünschten Ort. KOMMUNAL-Selbstversuch mit einigen Tücken aber doch sehr guten Ansätzen!

Anton hat vier Räder und eine niederflurige Mitteltür. Anton ist ein weißer Kleinbus, der in diesen Tagen quer durch den Oberharz kurvt. Teil eines Pilot-Versuchs für ein neues Bus-System. Von Goslar über Serpentinen nach Clausthal-Zellerfeld, hinüber nach Torfhaus, dann hinab nach Osterode und wieder nach Hahnenklee, an den Fuß des Bocksbergs. Wer mitfahren will, braucht dafür nur ein Programm auf seinem Handy: Die „Ecobus“-App. Denn Anton ist Teil des gleichnamigen Projekts, eines Konzepts für Mobilität im ländlichen Raum, das das Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, der Zweckverband Verkehrsverbund Südniedersachsen, und der Regionalverband Großraum Braunschweig gemeinsam entwickelt haben. Im Rahmen eines zunächst auf ein halbes Jahr befristeten Pilotprojekts können zehn Kleinbusse mit Hilfe der App in einem festgesetzten Bedienungsgebiet bestellt werden. Der Fahrgast gibt seinen Startpunkt, die Abholzeit und seinen Zielort ein. Anschließend berechnet ein Algorhitmus, welcher Kleinbus gerade in der Nähe des Fahrgasts ist und Plätze frei hat. Dieser Bus wird dann losgeschickt, sammelt den Fahrgast auf und bringt ihn zum ganz normalen Nahverkehrstarif an sein Ziel – freilich nicht direkt, denn unterwegs kann immer noch jemand zusteigen, der ungefähr in dieselbe Richtung muss.

Wie funktioniert das Bus-System in der Praxis? Ein Selbstversuch! 

An einem regnerischen Sonntag morgen fährt der KOMMUNAL-Mitarbeiter von Berlin per Bahn nach Goslar. Ab acht Uhr morgens lassen sich Fahrten mit dem Ecobus bestellen, also wird die App schon im ICE in Betrieb genommen. Schließlich gibt es bei der Deutschen Bahn ja Internet an Bord – im Harz dagegen finden sich auch schon einmal Funklöcher. Für 11:30 Uhr soll ein Bus zum Bahnhof Goslar kommen, und dann nach Hahnenklee, den Luftkurort am Blocksberg, fahren. Doch das klappt nicht ohne Weiteres: Bus „Anton“ kann nur zwischen 11:41 und 12:01 am Bahnhof Goslar sein. Wann genau, wird kurz vor der Ankunft des Busses per SMS oder Push-Nachricht auf dem Handy angezeigt – jedenfalls in der Theorie. In der Praxis steht der Reporter im Regen, die SMS kommt nicht, dafür aber „Anton“, der schon um 11:40 Uhr vor dem Bahnhof wartet. Glück gehabt. 

„Der Ecobus fährt im Moment ausgesprochen erfolgreich“, sagt Michael Patscheke vom Göttinger Max-Planck-Institut. Man habe bereits vier Busse nachbestellen müssen, weil die ursprünglich sechs Fahrzeuge im Dauereinsatz sind. Wie es zu der Idee kam, dieses Konzept im Harz einzusetzen? „Entstanden ist die Idee bei der Erforschung komplexer Fluide – denn auch Verkehrsströme lassen sich physikalisch als komplexe Fluide verstehen.“ Ganz praktisch allerdings habe man gemerkt, dass klassische Rufbusse oft unrentabel sind, sagt Patscheke. Sie fahren eine starre Route ab, oft mit nur wenigen Fahrgästen. Durch das Ridesharing-Prinzip des Ecobusses sei man flexibler. 

Anton bringt unseren Mitarbeiter nach Hahnenklee - dort zeigt der Eco-Bus seine Schwächen

In den 80er und 90er Jahren war Hahnenklee ein beliebter Ferienort, und auch an diesem Sonntag sieht man trotz strömenden Regens vergleichsweise viele Menschen in der Fußgängerzone. Eine Buchhändlerin nutzt die Sonntagsöffnungszeiten, die es für Ferienorte gibt. Ob sie den Ecobus kenne? Ja, gehört habe sie schon davon. Es gebe wohl auch einige Menschen in ihrem Bekanntenkreis, die die Kleinbusse schon genutzt haben. Aber sie selbst nutze den öffentlichen Nahverkehr derzeit nicht. „Die Linienbusse kommen zu selten“, sagt die Buchhändlerin. „Hier oben ist man auf sein Auto angewiesen.“ Doch bei der nächsten Bestellung wird unser Reporter enttäuscht sein. Frieda lässt ihn erst mal im Regen stehen....

Was genau passiert ist, warum die App noch verbesserungswürdig ist und warum unser Reporter die App trotzdem jeder Kommune im ländlichen Raum dringend empfiehlt, lesen Sie in unserer Reportage exklusiv in unserem Printmagazin. Kleiner Spoiler: Am Ende wird unser Reporter trotz kleinerer Pannen pünktlich zum Kuchen dort sein, wo er hinwollte. Wenn auch komplett durchnässt...

Gerne senden wir Ihnen die Ausgabe im Rahmen eines kostenfreien Probeabos zu. Sie erhalten 3 Ausgaben kostenfrei. Wenn wir Sie überzeugt haben, lesen Sie KOMMUNAL zum Vorzugspreis von nur 49,- Euro im Jahr. Ansonsten ist die Sache für Sie erledigt! HIER KLICKEN und dabei sein! 

JA, ich will besser informiert sein und für meine Gemeinde mehr Tipps bekommen mit dem KOMMUNAL-Magazin!JA, ich will besser informiert sein und für meine Gemeinde mehr Tipps bekommen mit dem KOMMUNAL-Magazin!" data-entity-type="file" data-entity-uuid="830a0547-0ad2-4b6f-91c8-efc97f98ceda" src="https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/cdn.kommunal.de/public/inline-images/Kommunal_Abo_3.jpg">