Unsere Bürgermeisterin des Monats. kommt aus Bad Kreuznach
© Benjamin Lassiwe

Portrait

Früher Ärztin, heute Bürgermeisterin des Monats!

Ihre Themen sind Mobilität und Stadtgestaltung. Dabei ist sie von Hause aus eigentlich Ärztin. Und überzeugte Europäerin, was in Bad Kreuznach fast schon selbstverständlich ist. Schließlich begann hier die Erfolgsgeschichte der deutsch-französischen Freundschaft mit der Aussöhnung und dem ersten Treffen beider Länder nach dem zweiten Weltkrieg. Heike Kaster-Meurer ist unsere Bürgermeisterin des Monats!

"Es ist wichtig über den Tellerrand hinauszuschauen". Das sagt unsere Bürgermeisterin des Monats, Heike Kaster-Meurer nicht umsonst. In Bad Kreuznach lebt sie dieses Motto. Das beginnt schon in ihrem Büro: Ein Schwarz-Weiß-Foto von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle hängt dort an der Wand. Und auf dem Konferenztisch des Büros der Bad Kreuznacher Oberbürgermeisterin stehen die deutsche, die französische und die Europaflagge. Und das hat einen Grund: „Beide Politiker haben sich das erste Mal auf deutschem Boden hier in Bad Kreuznach getroffen“, sagt die Oberbürgermeisterin. 1958 war das, kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Das Treffen in der Stadt war der Anfang der deutsch-französischen Aussöhnung. Und bis heute hat Bad Kreuznach eine lebendige Städtepartnerschaft mit Bourg-en-Bresse.

„Das bedeutet mir ganz viel“, sagt Kaster-Meurer. „Europa ist kein Selbstläufer.“ Weswegen sich die Bad Kreuznacher Oberbürgermeisterin im Europäischen Kongress der Gemeinden und Regionen engagiert. „Es ist wichtig, über den Tellerrand hinauszugucken und sich mit Themen, die für uns die Grundlage der Gesellschaft sind – Menschenrechte, Demokratie, kommunale Selbstverwaltung – zu beschäftigen.“

Bad Kreuznach im Frühjahr 2021
Bad Kreuznach im Frühjahr 2021 

Der Alltag der Bürgermeisterin - Mobilität, Stadtentwicklung, Kommunikation...

Im politischen Alltag beschäftigen die Oberbürgermeisterin der großen kreisangehörigen Stadt in Rheinland-Pfalzganz andere Themen. Zum Beispiel die Mobilitätswende. Denn Bad Kreuznach hat 16.000 Arbeitsplätze, viele Arbeitnehmer kommen aus der Umgebung. „Wir haben dadurch das Phänomen, dass wir morgens und abends verstopfte Straßen haben – und dass die Staus häufig aus Autos bestehen, in denen nur eine Person sitzt.“

 Kaster-Meurer will die Menschen zum Umsteigen bewegen. Am Bahnhof von Bad Kreuznach gibt es seit einiger Zeit eine Mobilitätsstation. Dort können Menschen, die mit der Bahn in der Kurstadt ankommen, für die letzten Kilometer ein Elektroauto oder ein E-Fahrrad mieten, oder sogar in eine Rikscha steigen und sich fahren lassen. An den Einfallstraßen in die Stadt sollen kostenlose Parkplätze entstehen, wo die Pendler ebenfalls auf E-Fahrräder oder den Stadtbus umsteigen können.

Beim Brotkaufen oder beim Bäcker sagt man Ihnen sofort, wie die Bürger die Beschlüsse finden“

Heike Kaster-Meurer

Und dann ist da die Innenstadt. Auch in Bad Kreuznach sorgt man sich um den Einzelhandel. Die Stadt versucht, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu stärken, sagt Heike Kaster-Meurer. Ein Stadtplatz wurde neu angelegt, „mit Bodensprudlern und einem alten Brunnen, der neu gemacht wurde, um den Platz für die Außengastronomie attraktiv zu bekommen.“ Auch die Fußgängerbrücke über die Nahe wurde saniert, Stadtmöbel neu aufgestellt. „Ich glaube, dass die Menschen auch nach der Pandemie weiter im Internet einkaufen werden“, sagt Heike Kaster-Meurer. „Den Aufenthalt in der Innenstadt, das Shoppen, nehmen sie eher als Event.“ Deswegen sei es wichtig, sobald die Pandemielage es zulasse, die Gastronomie und die Cafés zu öffnen. „Wenn ich etwas besorgen will, etwas haben will, wofür ein Klick reicht, dann kaufe ich das online ein – zumal Sie in einer Stadt wie Bad Kreuznach auch nicht hundert Prozent aller Waren im Angebot haben“, sagt Kaster-Meurer. „Wenn Sie irgendeinen Spezialartikel brauchen, werden Sie ihn im Internet bestellen.“ Das heiße aber nicht, dass der stationäre Einzelhandel überflüssig werde: „Die Menschen haben Zeit, die Menschen lieben die Altstadt und die Menschen lieben das Shoppen“, sagt die Oberbürgermeisterin. „Deswegen glaube ich, dass es für die Innenstädte gute Perspektiven gibt, wenn der Aufenthalt den Menschen dort angenehm gemacht wird.“ Dafür bedürfe es aber Events, Marketing und eine attraktive Gestaltung.  „Es muss etwas los sein in der Stadt“, sagt die Rathauschefin. Denn für die Menschen sei es kein Alltagsgeschäft, sondern eine Freizeitbeschäftigung, in die Stadt zu fahren.

Die Bürgermeisterin war "in ihrem früheren Leben" eigentlich Ärztin 

Vor ihrer Zeit als Oberbürgermeisterin war Heike Kaster-Meurer Ärztin. Als die vier Kinder aus dem Haus waren, begann sie, sich politisch zu engagieren. „Es hat gerade persönlich und zeitlich gepasst“, sagt Heike Kaster-Meurer. Motiviert habe sie die Möglichkeit, Dinge zu gestalten - „und nahe bei den Menschen zu sein“. Die Kommunalpolitik sei die Form der Politik, bei der man die Folgen seiner Entscheidung sofort spüre. „Es wird ein Beschluss gefasst, und beim Brotkaufen oder beim Bäcker sagt man Ihnen sofort, wie die Bürger das finden“, sagt Kaster-Meurer. „Das ist etwas, was ich sehr schön finde: Die Möglichkeit Menschen zusammen zu bringen und gemeinsam etwas zu entwickeln, das ist eigentlich der allerschönste Teil dieser Tätigkeit.“

Zu Beginn ihrer Amtszeit setzte sich die Oberbürgermeisterin sogar extra ins Bad Kreuznacher Marktcafé, um da mit den Bürgern zu reden. Erst als der Kalender langsam voller wurde, stoppte Heike Kaster-Meurer das. In der Corona-Pandemie half der Politikerin der alte Beruf. Frühzeitig hat man in Bad Kreuznach einen Krisenstab gegründet. „Was da auf uns zukam, war mir völlig klar“, sagt sie. Das Rathaus wurde zeitnah geschlossen: „Wir waren eine der ersten Verwaltungen, die zugemacht haben und nur noch Terminvergabe hatten“, sagt Kaster-Meurer. Gleichzeitig verstärkte die Stadt ihre Anstrengungen in Sachen Digitalisierung. „Vor der Pandemie hatten wir schon 70 Homearbeitsplätze – da konnten 70 Mitarbeiter einen Tag pro Woche von zu Hause aus arbeiten“, sagt Kaster-Meurer. „Jetzt ist es so, dass alle, die es von ihren Aufgaben her gesehen können, es auch machen.“ Auch die Oberbürgermeisterin arbeitet vorzugsweise vom Laptop aus, oft auch von zu Hause. Kann das Homeoffice in der Verwaltung auch langfristig eine Perspektive sein? „Wir brauchen eine bürgerorientierte Verwaltung, die zufriedene Mitarbeiter hat“, sagt Heike Kaster-Meurer. „Und die Möglichkeit, mobil zu arbeiten, ist da aus meiner Sicht ein Qualitätskriterium.“ Gerade, weil Bad Kreuznach mit anderen Kommunen und auch der Landesverwaltung im nahen Mainz um gute Mitarbeiter kämpfen muss. „Wenn das Homeoffice möglich ist, stellt es eine gute Möglichkeit dar, um als Arbeitgeber für Mitarbeiter attraktiv zu sein“, sagt Heike Kaster-Meurer.

Bürgermeisterin

Was eine gute Bürgermeisterin ausmacht....

Und wie ist es mit der Attraktivität für den Bürger?  „Ich glaube, es ist wichtig, im Blick zu haben, dass möglichst viele Menschen in der Stadt gut leben können“, sagt Heike Kaster-Meurer. „Ich glaube, es ist wichtig, zu versuchen, dass die Mandatsträger wissen, dass es nicht um persönliche Interessen, sondern um die Interessen und das Fortkommen der Stadt geht – und darum, zu hören und zu spüren, was den Menschen wichtig ist.“