Wähler legt Stimmzettel in Wahlurne
Überraschung bei den Bürgermeisterwahlen in Röttingen.
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Kuriosität

Bürgermeister steht nicht auf Stimmzettel - dennoch gewählt

In einer bayerischen Stadt wurde ein Mann zum Bürgermeister gewählt, dessen Name gar nicht auf dem Wahlzettel stand. Er nahm die Wahl an. Weshalb das möglich ist!

Er kandidierte nicht offiziell um das Amt und betrieb auch keinen anstrengenden Wahlkampf.  Steffen Romstöck hat die Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister in Röttingen im Landkreis Würzburg trotzdem gewonnen. Der 44-Jährige erhielt bei der Abstimmung 51,9  Prozent der Wählerstimmen. Das Kuriose: Sein Name stand nicht auf dem Wahlzettel. Alle, die ihn wählten, haben seinen Namen handschriftlich geschrieben.

Bürgermeister handschriftlich gewählt

 61,4 Prozent der Wahlberechtigten in der Stadt gaben bei dieser Bürgermeisterwahl ihre Stimme ab. Von den 773 Wählern, deren Stimmen gültig sind, schrieben 401 den Namen Steffen Romstöck auf den Stimmzettel. 321 Bürger und Bürgerinnen kreuzten an den vom Stadtrat nominierten Kandidaten an: Jürgen Boier. Er sollte nach dem Willen des Stadtrats das Amt von Bürgermeister Hermann Gabel übernehmen und unterlag mit 41,5 Prozent der Stimmen. Aus gesundheitlichen Gründen hatte Gabel das Amt aufgegeben. Der Stadtrat, bestehend aus 12 Mitglieder der Fraktion von CSU/Freien Bürgern und der Unabhängigen Bürger Röttingen, hatte nach einer Ausschreibung zwei Bewerber ausgewählt. Bei der Nominierungsversammlung im Sommer wurde Jürgen Boier aus Offenheim zum Kandidaten gewählt. Er stand als einziger Kandidat auf dem Stimmzettel.

Unterlegener Kandidat vermutet Protestwahl

Offenbar war die Wahl von Steffen Romstöck eine Protestwahl. So bedeutet es zumindest laut BR der unterlegene Kandidat des Stadtrats. "Viele Röttinger haben mir versichert: Es war eine Wahl gegen die äußeren Umstände, nicht gegen meine Person", sagte Boier. Denn viele hätten kritisiert, dass es nicht mehr Kandidaten auf dem Wahlzettel gab. Die Wähler schrieben auch andere Namen auf den Stimmzettel.

Namen auf Stimmzettel geschrieben - Wahl angenommen

Der neu gewählte Bürgermeister ist kein Unbekannter in der Stadt. Steffen Romstöck war von 2014 bis 2020 dritter Bürgermeister und saß im Stadtrat. Zum BR sagte er: "Ich kann es niemanden verbieten, meinen Namen auf den Stimmzettel zu schreiben." Noch am Wahlabend kündigte er laut Bayerischem Rundfunk an, die Wahl annehmen zu wollen

Handschriftliches auf Stimmzettel gültig?

Doch kann er das tatsächlich? Obwohl sein Name nicht auf dem Stimmzettel stand? Das bayerische Wahlrecht erlaubt es, jeden deutschen Staatsbürger und jede deutsche Staatsbürgerin, der oder die mindestens 18 Jahre alt ist, auf dem Stimmzettel handschriftlich einzutragen und somit als Ersten Bürgermeister oder Erste Bürgermeisterin zu wählen.  Sofern nur ein Kandidat benannt ist, kann eine wählbare Person handschriftlich eingetragen werden. Zu finden ist die in der Anlage 7 der Wahlordung für die Gemeinde- und die Landkreiswahlen in Bayern.

Screenshot Stimmzettel Muster handschriftlich Bürgermeisterkandidaten eintragen

Auf der Homepage der Stadt Röttingen ist der neue Bürgermeister Steffen Romstöck schon vermerkt - und er hat schon eine E-Mail-Adresse. Er hat sein Amt am Dienstag, 17. September, angetreten. "Die Wahl ist gültig, der Wahlausschuss hat das amtliche Endergebnis festgestellt", sagte Wahlleiterin  Friedericke Schielein auf Anfrage zu KOMMUNAL.

Die Wahlergebnisse bei der Bürgermeisterwahl in Röttingen finden Sie hier.