Wahlurne Bürgermeisterwahl
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"Wahlpanne"

Bürgermeister gewählt, der nicht wollte

Der Alptraum jeder Kommune und eines jeden Wahlleiters: Im badischen Schwanau wurde am Wochenende ein Bürgermeister gewählt, der gar nicht mehr angetreten war. Wie er darauf reagierte! Wie geht es nun weiter? Vor allem stellt sich die Frage: Wie kann eine solche "Wahlpanne" verhindert werden?
Aktualisiert am 18. Mai 2022

Mit 57,82 Prozent hat er die Bürgermeisterwahl in der Gemeinde Schwanau im Ortenaukreis in Baden-Württemberg ganz klar gewonnen: Alexander Schindler setzte sich überzeugend mit deutlichem Abstand durch. Der Zweitplatzierte erhielt lediglich 9,19 Prozent der Stimmen. Insgesamt waren elf Kandidaten angetreten. Dabei wollte zunächst niemand das Bürgermeisteramt übernehmen. Der bisherige Bürgermeister hatte nach mehr als 20 Jahren sein Amt abgegeben. Wolfgang Brucker leitet nun den Regionalverband Südlicher Oberrhein. Ein Radiospot sorgte dann für eine Bewerberflut um seine Nachfolge.

Bürgermeister gewählt, der Kandidatur zurückzog

Doch in der Gemeinde mag keine Freude aufkommen, schon gar nicht im Rathaus. "Es ist der Super-Gau" sagt Hauptamtsleiter Dieter Fertig zu KOMMUNAL. Denn der 43-jährige Verwaltungsfachmann hatte seine Kandidatur vor der Wahl noch zurückgezogen. Am 1. Mai ging seine E-Mail beim Rathaus ein, einen Tag später verschickte er eine Pressemitteilung. Schindler begründete den Rückzug kurz vor der Wahl mit gesundheitlichen Gründen. So wählten die Bürger mehrheitlich einen, der gar nicht mehr Bürgermeister werden wollte.

Gemeinde Schwanau Hauptverwaltung Gebäude
Das Hauptverwaltungsgebäude der Gemeinde Schwanau. 

Hätte die Gemeinde seine Wahl verhindern können? "Nein", sagt Hauptamtsleiter Dieter Fertig. "Es ist unzulässig, einen Vermerk auf den Wahlzetteln anzubringen oder einen Namen durchzustreichen." Auch ein Aushang mit der Erklärung des Ex-Kandidaten hätte nichts genutzt. Die Wahlzettel waren längst gedruckt und  die Briefwähler hatten die Unterlagen bereits bekommen. "Zum Zeitpunkt des angekündigten Rückzugs gab es auch schon Briefwahl-Rückläufe", berichtet Fertig. Rund 5700 Wahlberechtigte waren zur Wahl des Bürgermeisters aufgerufen, die Wahlbeteiligung lag bei 52,6 Prozent.

Wahl war nicht zu verhindern

In so einem Fall bleibt nur eins: Neu wählen, also alles von vorne! Noch aber wartet die Gemeinde auf ein Zeichen des frisch gewählten Bürgermeisters. Es könnte durchaus sein, dass er nun doch die Wahl antritt. "Er hat eine Woche Zeit, sich zu äußern", sagt der Hauptamtsleiter. Inzwischen teilte Schindler mit, dass er die Wahl nicht annehmen wird. "Jetzt muss neu ausgeschrieben beziehungsweise neu gewählt werden", so Dieter Fertig. "Der Gemeinderat wird voraussichtlich in der Sitzung am 30. Mai den Terminplan für die Bürgermeisterwahl festlegen. Stand heute wird die Wahl im August stattfinden."

Hier finden Sie die Wahlergebnisse als Grafik.

Fotocredits: Hauptverwaltung Schwanau: Gemeinde Schwanau