Strom weg: nichts geht mehr. Oder doch?
Blackout? Wer jetzt nicht vorgesorgt hat, sitzt im Dunkeln.
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Energiekrise

Blackout: Wie eine Stadt sich dagegen wappnet

Wie gut - oder wie schlecht - ist Deutschland auf einen Blackout vorbereitet? Unser Beispiel aus einer Kommune, die sich schon jetzt gut aufgestellt sieht. Die Eckpfeiler ihres Stromausfall-Konzeptes stehen, Notfall-Maßnahmen werden stetig angepasst und Investitionen in moderne Kommunikations- und Notstromtechnik sind getätigt.

Wie verwundbar unsere hochtechnisierte Welt mit ihrer Abhängigkeit von jederzeit verfügbarer Energie tatsächlich ist, lässt sich eindrücklich nachlesen im Roman "Blackout" von Marc Elsberg, erschienen im Jahr 2012. Genau zehn Jahr später beweist Putins Krieg in der Ukraine, dass ein Szenario wie in "Blackout" durchaus sehr schnell Realität werden könnte. Nach dem Zusammenbruch der Infrastruktur durch das Hochwasser im Ahrtal ein weiterer Weckruf an deutsche Kommunen, sich auf den Katastrophenfall besser vorzubereiten. Wir stellen Ihnen die Arbeit einer Kommune vor, deren Bürgermeister kürzlich der Presse sagte: "Wir hoffen zwar, dass diese Vorkehrungen nicht angewendet werden müssen, aber falls es doch zum Blackout kommen sollte, sind wir gut darauf vorbereitet." 

Blackout: Auf den Ernstfall gut vorbereitet

Anfang des vergangenen Jahres hat Zülpich in der rheinischen Voreifel eine entsprechende Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Daran beteiligt die Spitzen der Verwaltung sowie kommunale Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Vertretern von Bundeswehr, Polizei, Deutschem Rotem Kreuz und den Feuerwehren. Ein Glücksfall für die Kommune: Die Arbeitsgruppe konnte sich auf die Expertise eines erfahrenen Fachmanns für ein funktionierendes Katastrophenmanagement verlassen: Manfred Riediger, pensionierter Polizist, war bis zu seiner Verrentung Niederlassungsleiter einer technischen Dienststelle des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste in Brühl. Werner Lorse, Leiter des Ordnungsamtes in Zülpich unterstreicht: "Manfred Riediger hat ein ähnliches Projekt bereits in Brühl federführend auf den Weg gebracht. Damit konnten wir hier in Zülpich auf ein konzeptionelles Fundament zurückgreifen, dass wir dann an unsere Verhältnisse in Zülpich angepasst haben." Dieses Konzept, so der Leiter des Ordnungsamtes, stehe nun in seinen Grundzügen und werde  in Teilen auch schon umgesetzt.

Krisenrelevante Einrichtungen priorisiert

In einem ersten Schritt hat die Kommune 140 Betriebe und Einrichtungen auf dem eigenen Stadtgebiet als krisenrelevant ausgemacht: Krankenhäuser, Banken, Supermärkte, Seniorenheime, Pflegeeinrichtungen und diese entsprechend ihrer Wichtigkeit mit den Priorisierungen 1-3 versehen.  Werner Lorse:  "Die meisten Betriebe und Einrichtungen der kritischen Infrastruktur wie etwa Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallbeseitigung sind ja  selbst verantwortlich, für den Krisenfall vorzusorgen. Mit besonders wichtigen Einrichtungen haben wir als Arbeitsgruppe aber auch Einzelgespräche geführt und festgestellt: Das Thema ist an der Basis angekommen und viele Betriebe und Einrichtungen haben bereits reagiert." Paul Karle, Geschäftsbereichsleiter Rechtsamt und Ordnungswesen, ergänzt: "Auf die Art haben wir auch als Kommune neue Zusammenarbeiten etabliert. Etwa die mit einer Agrargenossenschaft, die unsere Notfallversorgung aufrechterhalten wird, wenn die Tankstellen nicht mehr arbeiten können."

Vorsorgemaßnahmen - teuer, aber notwendig

Für einige Neuanschaffungen für den Fall eines Blackouts muss die Kommune tief in die Kasse greifen: Beauftragt wurden vier große Notstromaggregate, die im Ernstfall das komplette Rathaus sowie eine Notschlafstelle für Bedürftige in einem Teil der Stadthalle mit Strom versorgen sollen. Werner Lorse erklärt: "Für die Notstromversorgung werden wir als Kommune einen hohen sechsstelligen Betrag investieren müssen, denn die Nachfrage ist groß und die Preise entsprechend." Paul Karle fügt an: "Ähnliches gilt für die Neuanschaffung von Sirenen modernster Bauart, die für 37 Standorte im Stadtgebiet eingeplant sind. Zwar kommen wir in diesem Bereich in den Genuss einer Bundesförderung, aber die Kommune wird ihren Eigenanteil tragen müssen. Die Anschaffung halten wir für dringend geboten, weil diese Sirenen als neuen Standard eine Sprachausgabe haben, wie wir sie von den alten Anlagen her nicht kennen."  Bürgermeister Ulf Hürtgen habe für diese Beschaffungsmaßnahmen für einstimmige Beschlüsse durch die Politik gesorgt.      

Blackout: Kommunikation ist alles

Kerze statt Lampe: Diese Bürgerin hat vorgesorgt!

Ganz wichtig im Ernstfall: Die Kommunikation untereinander und die Kommunikation mit der Bevölkerung. Der Kreis Euskirchen hat für alle kommunalen Koordinierungsstellen bzw. Notfallmeldestellen die Versorgung mit Satellitentelefonen sichergestellt. Ebenfalls in Arbeit: Ein behördeninterner Leitfaden. Damit im Katastrophenfall auch wirklich jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin weiß, was sie oder er wann und wo zu tun hat. Zudem ist ein Flyer in der Gestaltungsphase, der in Zülpich an alle Haushalte verteilt werden wird. Darin informiert die Kommune die Bevölkerung über sinnvolle Maßnahmen, um in Zeiten eines länger anhaltenden Stromausfalls bestmöglich reagieren zu können. 

Enge Abstimmung unter den Kommunen im Kreis Euskirchen

Werner Lorse und Paul Karle teilen die positive Einschätzung ihres Bürgermeisters Ulf Hürtgen. "Der Runde Tisch mit allen Kommunen im Kreis Euskirchen trifft sich alle vier bis fünf Wochen und arbeitet eng abgestimmt an der weiteren Detailplanung unseres Blackout-Konzeptes", berichtet Paul Karle. "Die akribischen Vorbereitungen gehen so weit, dass wir an einem einheitlichen Sprachgebrauch in der Kommunikation mit der Bevölkerung arbeiten. Wir sind davon überzeugt, schon jetzt für den Ernstfall ganz gut gewappnet zu sein." 



           

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