Ein Wässerwagen pumpt Wasser aus dem Außenbecken des Südstadtbads in Nürnberg.

Hitze

Stadt bewässert Bäume mit Hallenbadwasser

Die Bäume nicht verdursten lassen und gleichzeitig Wasser nutzen, das nicht gebraucht wird - das macht die Stadt Nürnberg möglich. KOMMUNAL stellt vor, wie die kreative Idee funktioniert. Der dritte Bürgermeister erläutert das Konzept. In Münster werden die Bäume auf die gleiche Weise bewässert.

Aktualisiert am 4. August 2022

Die Hitze und Trockenheit setzen den Bäumen gerade in den Städten zu. Sie sind seit Jahren erheblichen Belastungen durch den Klimawandel ausgesetzt. Im fränkischen Nürnberg haben sich der städtische Eigenbetrieb Nürnberg Bad (NüBad) und der Servicebetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg (Sör) in diesem Sommer zusammengetan, um die Bäume gemeinsam zu retten. Ihr Ziel: Sie wollen eine Allianz gegen die Trockenheit bilden. Die Initiative dazu kam vom dritten Bürgermeister.

Bewässern mit "Second-Hand- Wasser"

Was hat sich die Kommune einfallen lassen, um Wasser anzuzapfen, das nicht mehr gebraucht wird? "Das nicht mehr benötigte Schwimmbadwasser aus den geschlossenen Hallenbädern Südstadtbad an der Allersberger Straße und dem Nordostbad an der Elbingerstraße, wird von Tankwagen abgepumpt und dann zur aktuellen Baumbewässerung verwendet", erläutert Nürnbergs dritter Bürgermeister Christian Vogel. Er ist gleichzeitig als Erster Werkleiter der beiden Nürnberger Betriebe Sör und NüBad zuständig. „Aufgrund der immer länger und extremer werdenden Hitzeperioden brauchen wir mehr Bewässerung, insbesondere unserer Stadtbäume. Dafür habe ich bei NüBad und Sör angeregt, ob wir nicht einen kreativen Weg gehen wollen. Das hat tatsächlich geklappt“, freut sich der Bürgermeister.

Wasser ohne Chlor

Drei der städtischen Hallenbäder sind wegen der durch den Ukraine-Krieg verursachten Energie-Krise in diesem Sommer geschlossen. Und so kommt das Wasser von dort zu den Bäumen: Die Becken werden entleert, gesäubert und Revisionsarbeiten durchgeführt. Der Servicebetrieb Öffentlicher Raum versorgt laut Stadtverwaltung rund 9.500 Bäume mit rund 18 Millionen Liter Wasser im Jahr. Innerhalb des Mittleren Rings sind vier Sör-Wasserfahrzeuge im Drei-Schicht-Betrieb in der Zeit von April bis Oktober im Einsatz. Hinzu kommen noch externe Firmen und das Engagement von Baum-, Beet- und Wässer-Patinnen und -Paten.

Nürnbergs Bürgermeister Christian Vogel

Auch wenn es nicht der Riesen-Schritt ist: Ich glaube es zeigt, dass wir alle beim Wasser- und Energiesparen kreativer werden können und müssen"

Christian Vogel, Bürgermeister, Nürnberg

"Es war technisch und logistisch gar nicht so einfach, die Voraussetzungen zu schaffen. Aber dank der kreativen Unterstützung von NüBad und Sör haben wir es hinbekommen, 200.000 Liter Wasser aus dem Südstadtbad abzupumpen und wiederzuverwenden", sagt Bürgermeister Christian Vogel. „Damit konnten rund 20 Wässerwagen befüllt werden."

Das Chlor im Schwimmbadwasser hatte sich laut Stadtverwaltung zuvor abgebaut und das Wasser konnte problemlos verwendet werden. "Das Wasser läuft bei der Umwälzung durch einen Aktivkohlefilter. Der filtert das restliche Chaos raus", erläuterte ein Sprecher auf Anfrage von KOMMUNAL. Die Aktion läuft bis zum 12. August. "Derzeit wird noch geprüft, ob die Aktion auf die anderen Bäder der Stadt ausgeweitet werden kann, so der Sprecher.

Entwässerung: Münster geht voran

Nürnberg ist mit dem Konzept nicht allein. Wenn die Stadt Münster Hallenbäder für Wartungs- oder sonstige Arbeiten trockenlegt, werden die Bäume ebenfalls mit dem abgelassenen Wasser getränkt. Das Chlor wird zuvor ebenfalls herausgefiltert.