KOMMENTAR
Bei Ladesäulen drohen Monopole
„Es fehlt an Ladesäulen“, wird gerne behauptet. Quatsch! Die Zahl der öffentlichen Ladepunkte ist inzwischen höher als die Zahl der Zapfsäulen an allen deutschen Tankstellen. Dazu kommen mehr als eine Million private Ladepunkte, meist vor der eigenen Haustür in Form von Wallboxen. Das eigentliche Problem ist die Intransparenz der Ladesäulen. Die Backend-Struktur für die Steuerung und Abrechnung der Ladesäulen befindet sich auf dem digitalen Niveau der 90er Jahre.
Ladesäulen: Wild-West-Mentalität
Das Ergebnis: So banale Fragen wie „Wer ist der günstigste Anbieter an dieser Ladesäule“ kann fast nirgendwo beantwortet werden. Und ehrlicherweise wollen das viele Anbieter auch nicht. Schaut man sich den Markt an, so ist er ähnlich monopolisiert wie der Markt an den Tankstellen. Letzterer jedoch ist – zu Recht – stark reguliert. Bei Ladesäulen herrscht eher Wild-West Mentalität. Das ist nicht nur teuer für die Kunden, sondern auch ein riesiger Wettbewerbsnachteil für die kleinen Marktteilnehmer, häufig in kommunaler Hand. Denn sie sind gar nicht in der Lage zu zeigen, wie leistungsfähig sie eigentlich sind.
Änderungen durch EU-Bestimmungen
Neue EU-Gesetze verschlimmern die Situation noch: So wird die Möglichkeit, per Debitorenkarte bezahlen zu können, künftig zur Pflicht. Angeblich aus Transparenzgründen. Nur wird das Gegenteil passieren. Durch das faktische Monopol der digitalen Infrastruktur und die teure Aufrüstung werden die Preise weiter steigen. Transparenter zu sehen, über welchen Anbieter das Laden günstiger wäre, ist weiterhin nicht möglich.
Und so kann eine Lösung aussehen: Bei der Deregulierung des Telefonmarktes hat der Gesetzgeber vorgemacht, wie es gehen kann. Über Vorwahlen vor der eigentlichen Rufnummer konnte der Dienst eines günstigeren Anbieters genutzt werden. Übersetzt heißt das: Lade ich öffentlich, müsste ich per App oder Chip an jeder Ladesäule meinen heimischen Stromanbieter auswählen dürfen. Dort gilt dann mein heimischer Stromtarif plus eine Durchleitungspauschale, die von der Politik anhand der Kosten (Wartung, Abrechnung und so weiter) regelmäßig neu ermittelt wird. Alternativ muss mir ein Display die Möglichkeit geben, den Anbieter selbst auszusuchen.