Erweiterte Realität AR-Spielplatz
Willi Wassertropfen begrüßt dieses Kind auf dem Tablet
© Stadtwerke Menden

Augmented Reality

Spielplatz mit erweiterter Realität

Die Stadt Menden bietet ein einmaliges Spielerlebnis. Mithilfe von „Augmented Reality“ können Kinder alles über die wertvollste aller Ressourcen lernen – das Wasser. Handelt es sich dabei um den Spielplatz von morgen?

Themenspielplätze gibt es in Deutschland viele. Auch der neue Spielplatz der Stadt Menden im Sauerland hat ein Motto: das Thema „Wasser“. Auf den ersten Blick wirkt er mit seinem blauen Klettergerüst ganz normal. Doch dabei handelt sich um den europaweit ersten „Augmented Reality“-Spielplatz. Damit er seinen Zweck erfüllt, müssen Kinder ihre Smartphones oder Tabletcomputer mitbringen. Erst nach dem Scannen eines Codes auf dem Spielplatzboden entfaltet sich das Spielerlebnis.

Die Technik „Augmented Reality“ – zu Deutsch „erweiterte Realität“ – ermöglicht es den Kindern mithilfe des Smartphones und einer App mit der Spielfläche zu interagieren. Dabei wird die reale Umwelt auf dem Bildschirm durch 3D-Modelle und Animationen ergänzt. Die Elemente fügen sich so in die Umwelt ein, als ob sie Teil davon sind.

Der AR-Spieplatz soll Kinder anregen, draußen zu spielen

Ideengeberin für das Projekt ist Julia Bach, Werkstudentin der Stadtwerke Menden. In ihrer Bachelor-Arbeit widmete sie sich den entscheidenden Fragen: „Warum spielen Kinder heutzutage mehr drinnen als draußen? Wie lassen sich digitale Medien altersgerecht als Bewegungsmotivation für Kinder nutzen? Und wie können positive Erlebnisse dazu beitragen, dass Kinder ressourcenschonendes Handeln entwickeln?“

Der Erlebnisspielplatz, der in den vergangenen Monaten entstand, verbindet digitales und reales spielerisches Lernen. Erreichen wollen die Stadtwerke Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren mit Willi, dem Wassertropfen. Das Spielplatzmaskottchen wurde eigens entwickelt. Mithilfe der Sympathiefigur soll den Kindern wichtiges Wissen für den nachhaltigen Umgang mit Wasser vermittelt werden: Wie wird Rohwasser zu Trinkwasser? Wie kommt das Trinkwasser in die Häuser? Wie können sie mit der Ressource nachhaltig umgehen?

Spieplatz Menden
Foto: Stadtwerke Menden

Spielerlebnisse, die in Erinnerung bleiben

„Es liegt uns ganz besonders am Herzen, bereits unsere jüngsten ‚Kunden‘ an ihre Möglichkeiten zur Ressourcenschonung spielerisch heranzuführen“, sagt Projektleiterin Maria Geers von den Stadtwerken. „Das gelingt am besten mit tollen Erlebnissen, die in Erinnerung bleiben und Abenteuern, die immer wieder neu anregen.“

Willi, der Wassertropfen, begleitet die Kinder durch das digitale Angebot des neuen Erlebnisspielplatzes. Mithilfe der Kamerafunktion in der App ARvin können die Kinder ihn und andere virtuelle Elemente auf dem Spielplatz sehen. Damit das Angebot sicher genutzt wird, kann die App auch auf dem Spielplatz heruntergeladen werden. Die Projektmacher haben dort einen freien WLAN-Hotspot eingerichtet.

Bekannt geworden ist „Augmented Reality“ durch das Videospiel Pokémon Go im Jahr 2016. In dem beliebten Handyspiel können Spieler Taschenmonster fangen. Dafür müssen sie das Stadtgebiet mit einer Smartphone-Kamera erkunden. Hat ein Spieler eins gefunden, ploppt dieses auf dem Bildschirm auf. Positiver Nebeneffekt: Viele Spieler trieb die Monsterjagd raus in die Parks und auf die Straßen – insbesondere dann, wenn ein besonders seltenes Pokémon gesichtet wurde.

Auch der neue Spielplatz in Menden spannt die Kinder in eine Geschichte ein. Dort sind sie aber keine Monsterjäger, sondern Wassertropfen.

Willi Wassertropfen nimmt die Kinder mit auf eine Reise

„Nachdem die Kinder den Marker mit dem Smartphone scannen und dann die Kamera auf das physische Spielgerät schwenken, verwandelt sich dieses in die Infrastruktur der Wasserwirtschaft“, erklärt Projektleiterin Geers. Willi Wassertropfen nimmt die Kinder dann mit auf eine Reise.

Die Geschichte erzählt von Tom und Lisa, die Zähne putzen müssen. Woher kommt das Wasser? Von der Ruhr geht es in das Wasserwerk, von dort in das Haltebecken und zum Schluss kommt es in das Wachbecken. „Die Geschichte soll zum Nachspielen animieren“, sagt Geers. Die Kinder könnten die physischen Spielgeräte so mit anderen Augen entdecken und selbst zum Wassertropfen werden. Zum Spiel auf dem Klettergerüst müssten die Kinder dann das Smartphone ablegen. Projektleiterin Geers empfiehlt daher das Dabeisein der Eltern.

Anfangs war sie noch nervös. Wird das Konzept aufgehen? Sie war sich unsicher, ob der neue Spielplatz von den kritischsten aller Nutzer, den Kindern, auch angenommen wird. „Die digitalen Impulse sollen zur körperlichen Bewegung motivieren“, sagt sie. Es sollte weiterhin aktiv geklettert und gespielt werden. Nach der Eröffnung fiel ihr, wie sie sagt, ein Stein vom Herzen. „Die Kinder waren ganz intuitiv bei der Sache.“

Der neue Spielplatz ist Teil des "Grünen Wegs"

„Für unseren ‚Grünen Weg‘ ist der neue Spielplatz das I-Tüpfelchen“, sagt Johannes Ehrlich, Sprecher der Stadt Menden. Der „Grüne Weg“ ist der Uferstreifen entlang des Flusses Hönne, der die Innenstadt seit jeher prägt. Mithilfe des Bund-Länder-Programms „Zukunft Stadtgrün“ will die Stadt das Gebiet rund um die prägende Wasserader wieder in ein Naherholungsgebiet verwandeln. „Der Fluss soll wieder erlebbar werden“, erläutert Ehrlich. 

Dafür bekommt Menden von Bund und Land bis 2021 Zuschüsse in Höhe von 1,58 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Kommune liegt bei 400.000 Euro.  Als Teil des „Grünen Wegs“ freut sich die Stadt über das neue Spielplatzangebot. Sie unterhält die Spielfläche im Sponsoring-Vertrag mit den Stadtwerken. Eine kostengünstige Lösung für die verschuldete Kommune, die sich an Sparauflagen des Landes Nordrhein-Westfalen halten muss.