ÖPNV: Wien belohnt umweltfreundliches Verhalten
© Adobe Stock

Kulturticket als Geschenk

Wien belohnt umweltfreundliches Verhalten

Mithilfe der Digitalisierung will die österreichische Hauptstadt Wien ihre Bürger dazu motivieren, öfter mal das eigene Auto stehen zu lassen. Wie funktioniert das System?

Wien will umweltfreundliche Fortbewegung belohnen. Dafür hat die Stadt eine App entwickelt. Die Nutzer erhalten sogenannte "Kultur-Token", wenn sie zu Fuß gehen oder den Öffentlichen Nahverkehr sowie das Rad nutzen. Die Bürger können die Token dann gegen Gratis-Tickets in Kulturinstitutionen eintauschen.

Was sind Token?
Token ist eine Kryptowährung.

Am 26.Februar soll der sechsmonatoge Testbetrieb mit rund 1.000 Teilnehmern starten.

Die App soll zum Anreizsystem für den ÖPNV werden

Mit dem Pilotprojekt will Wien eine Art "Anreizsystem" schaffen, damit die Bürger öfter ihr eigenes Auto stehen lassen und so CO2 einsparen. Die App soll automatisch erkennen, wie sich der Nutzer fortbewegt und ausrechnen, wie viel Kohlenstoffidoxid eingespart wird. Schafft es der User, 20 Kilogramm CO2 einzusparen, erhält er einen Token. "Das wird im Durchschnitt dann erreicht, wenn man circa zwei Wochen lang jeden Tag mit dem Rad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fährt", verrät Projektleiterin Christina Hubin von Upstream Mobility, einer Tochterfirma der Wiener Stadtwerke und Wiener Linien.

Pro Token gibt es eine kostenlose Eintrittskarte für eine von vier Kultureinrichtungen: das Wien Museum, die Kunsthalle, das Volkstheater und das Konzerthaus. Die Nutzer können sich dann selbst aussuchen, bei welcher Ausstellung oder Veranstaltung sie ihren Gutschein einlösen. Aber sie können maximal fünf Token sammeln, dann müssen sie mindestens einen einlösen.

Interessant: Die Kultureinrichtungen bekommen die Gratistickets nicht von der Stadt zurückerstattet.

Blockchain-Technologie soll für mehr Datenschutz sorgen

Um das eingesparte CO2 in ein Ticket einzulösen, setzt die Stadt auf die Blockchain-Technologie. Damit will Wien den höchsten Datenschutz gewährleisten. Dennoch: Zum Startbeginn sind personenbezogene Daten notwendig, denn das Projekt wird von der Wirtschaftsuniversität Wien wissenschaftlich begleitet und die User im Rahmen dessen um Feedback gebeten. Allerdings sollen die Daten nicht verknüpft werden. „Name des Users, die Technologie Blockchain und aufgezeichnete Bewegung werden getrennt erhoben und entkoppelt“, erklärt Christina Hubin.

Und was passiert nach der Testphase?

Wenn das Projekt gut läuft, soll es ab Herbst 2020 ausgeweitet werden. Dann sollen alle Wiener teilnehmen können. Außerdem haben bereits mehrere Kulturinstitutionen Interesse signalisiert. Und Projektleiterin Christina Hubin denkt auch schon weiter: In Zukunft könnte nicht nur umweltfreundliche Mobilität belohnt werden, sondern auch freiwilliges soziales Engagement.

Wien belohnt die Nutzung von ÖPNV mit Konzerttickets
von links nach rechts: Digitalisierungsstadtrat Peter Hanke, Chrstina Hubin (Projektleitung Upstream Mobility), Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, Frau Isa (Art Direction), Shermin Voshmgir (wissenschaftliche Betreuung, WU Wien). Copyright: David Bohmann / PID

Auch von Njema Drammeh