Corona-Tests-Kupferzell
In Kupferzell infizierten sich bei einem Konzert mindestens 58 Menschen.
© Gemeindeverwaltung Kupferzell

Bürgermeister-Interview

Corona-Antikörper: Massen-Test in Kupferzell

Das Robert-Koch-Institut testet derzeit in Kupferzell für eine Studie 2000 Bewohner auf Corona-Antikörper. Bürgermeister Christoph Spieles sagt im KOMMUNAL-Interview, was er sich davon verspricht.

Die Wissenschaftler am Robert-Koch-Institut (RKI) wollen an besonders Corona-belasteten Orten herausfinden, wie viele Menschen bereits Corona-Anti-Körper gebildet haben. Mit "Corona-Monitoring lokal" untersucht das RKI 8000 Menschen an vier besonders von der Corona-Pandemie betroffenen Orten.  Die Gemeinde Kupferzell macht den Anfang der bundesweiten Studie. Dort sollen 2000 der 6300 Bewohner getestet werden. Bürgermeister Christoph Spieles hat sich auch bereits testen lassen.

KOMMUNAL: Herr Spieles, wieso hat das Robert-Koch-Institut ausgerechnet Kupferzell für den Massen-Anti-Körper-Test gewählt?

Christoph Spieles: Aus zwei Gründen: Bei einem Kirchenkonzert  mit dem Posaunenchor am 1. März hatten sich bei uns zahlreiche Menschen mit dem Corona-Virus angesteckt. Das lokale Ereignis, also das Konzert, ließ uns gut nachvollziehen, ab wann und wie sich das Virus bei uns verbreiten konnte. Zum zweiten liegt die Gemeinde relativ isoliert im ländlichen Raum, was für die Studie hilfreich ist.

KOMMUNAL: Kupferzell und ein Drittel seiner Bewohner nehmen freiwillig daran teil. Weshalb machen sie das?

Christoph Spieles: Das ist doch eine spannende Sache - und hilft der Wissenschaft, mehr über das Corona-Virus zu erfahren. Viele Menschen sind neugierig und wollen wissen, ob sie infiziert sind oder waren - und was sich in ihrem Körper getan hat, ohne dass sie es vielleicht gemerkt haben. Und sie wollen, wie gesagt, helfen.

KOMMUNAL: Wie viele bestätigte Fälle hat Kupferzell bislang?

Bislang wurden 112 Kupferzeller positiv getestet, drei erkrankten so schwer, dass sie starben. Es handelte sich um einen 90 Jahre alten Mann, einen 81-Jährigen und eine Frau Ende 50, die Vorerkrankungen hatte.

KOMMUNAL: Sie haben sich auch selbst testen lassen.

Ja, denn auch ich möchte wissen, ob ich das Virus in mir getragen habe, ohne es zu merken. Ich bin bislang symptomfrei. Außerdem möchte ich mit gutem Beispiel vorangehen. Und zeigen: Ein solcher Test tut nicht weh und dauert nur wenige Minuten. Er hilft aber, das Virus besser erforschen zu können. Mit der Studie wollen die Wissenschaftler auch herausfinden, wie viele Menschen infiziert sind, ohne Symptome zu entwickeln und wie oft die Krankheit einen schweren Verlauf nimmt - und auch, ob sich Antikörper gebildet haben.

KOMMUNAL: Haben Sie Ihr Ergebnis schon erhalten?

Der Test war vor einer Woche. Mir liegt noch nichts vor.

Buergermeister Kupferzell

Christoph Spieles

KOMMUNAL: Wie läuft das ab?

Ein Drittel der Bewohner von Kupferzell bekommt eine Einladung des Robert-Koch-Instituts. Das RKI hat die Personen anhand ihrer eigenen Vorgaben wie Alter und Geschlecht ausgewählt. Die  Adressen haben wir als Kommune bereit gestellt, wir haben das vorher datenschutzrechtlich abgeklärt. Wer freiwillig mitmachen möchte, füllt dann einen Fragebogen aus - und kann sich über einen Link online einen Termin eintragen oder telefonisch zum Test anmelden.

KOMMUNAL: Wo wird getestet?

In zwei  eigens dafür ausgestatten Bussen des RKI und in unserer Carl-Julius-Weberhalle finden die Tests statt. Bei jedem Teilnehmer wird ein Rachenabstrich genommen und eine Blutabnahme durchgeführt. Außerdem werden die Freiwilligen  zu klinischen Symptomen, Vorerkrankungen und Gesundheitsverhalten befragt.

KOMMUNAL: Wann kommt dann das Ergebnis?

Die Studienärztin oder der Arzt melden sich laut RKI umgehend bei den Betroffenen, falls eine aktuell bestehende Infektion mit SARS-CoV-2 vorliegt. Die übrigen Teilnahmer erhalten ihre Ergebnisse innerhalb von vier bis sechs Wochen per Post. Am 19. Mai hat die Studie begonnen, am 6. Juni sollen die Untersuchungen bei uns zu Ende sein.

KOMMUNAL: Womit rechnen Sie?

Ich habe wie alle anderen auch keine Vorstellung davon, wie die Studie ausgehen wird. Wir müssen uns überraschen lassen.