Impfen Jüngere Einladung Panne
Jüngere, die nicht priorisiert sind, bekommen eine Einladung zum Impfen - da stimmt doch was nicht.
© Adobe Stock

Corona-Pandemie

Pannen: Impftermin, dann aber abgewiesen

Die Einladung zum Impfen gegen Corona ist da - doch im Impfzentrum werden die Menschen dann abgewiesen. Pannen machen Bürgern und Kommunen zu schaffen.

Endlich einen Impftermin: Die Menschen machen sich auf ins Impfzentrum. Doch dort wird ihnen mitgeteilt, dass sie nicht geimpft werden können. Für sie steht kein Impfstoff bereit. Die Helfer vor Ort können das nur bedauern. Was ist passiert?

Impfzentren müssen wegen Pannen Eingeladene wegschicken

"Leider mussten die Verantwortlichen in den Impfzentren im Landkreis in letzter Zeit immer wieder feststellen, dass das Programm „BayIMCO“, das hinter der zentralen Online-Anmeldung steckt und mit dem alle Bayerischen Impfzentren arbeiten, Termine an Menschen aus Prioritätsgruppe 4 vergibt, die noch gar nicht an der Reihe sind", bedauert die Landkreisverwaltung in Freyung-Grafenau.

Der Landkreis liegt ganz im Osten Bayerns im Grenzgebiet zu Tschechien und Österreich. Die Inzidenz ist hoch, die Bewohnerinnen und Bewohner kennen fast nichts mehr als einen Lockdown, die Wirtschaft ruft um Hilfe. Impfen scheint der einzige Weg aus der belastenden Situation. Deshalb war die Erleichterung groß, als für Grenzregionen in Deutschland eine höhere Menge an Impfstoffen zur Verfügung gestellt wurde. Doch dass nun alles durcheinander gerät, das sorgt für mächtig Ärger und Enttäuschung.

Frust bei Impfwilligen, Erklärungsnot bei Impfteams

"Die  Informierten aus Gruppe 4 begeben sich zum Impfzentrum, wo ihnen aber mitgeteilt werden muss, dass für sie kein Impfstoff bereit steht. Dies führt in der Folge zu verständlicher Frustration bei den Impfwilligen und zu Erklärungsnöten bei den Imfpteams", schildert das Landratsamt Freyung-Grafenau das Problem.

Die Gruppe 4, das sind alles Menschen, die nicht prioriert sind. Alle, die ein geringeres Risiko haben, einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung zu erleiden. Ihnen sollt eigentlich erst nach den priorisierten Gruppen ein Impfangebot gemacht werden.Vor ihnen wären alle über 60-Jährigen dran und jene mit höherem und hohem Risiko für eine schwere Corona-Erkrankung.

Bürger schildern Pannen bei Impfterminen in sozialen Medien

Auf Facebook tauschen sich die Betroffenen aus, denn: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Ein Bürger postet: Dieses System hab ich immer schon angezweifelt. Die Corona-Impftermine via Algorithmus ist das Allerhöchste! Auch ein 14-jähriger Junge hat schon einen Impftermin bekommen!!!!!" Eine andere schildert ihre Erfahrung dazu: Mir wurde auch abgesagt und eine Woche später wurde meine Freundin angerufen, dass sie zur Impfung kmmen kann, sie ist 36 Jahre und ich 49 Jahre."

"Der entsprechende Fehler wurde dem Hersteller des Programms gemeldet, aber leider kommen solche Fälle immer wieder einmal vor. Wer trotz Priorität 4 vom Programm einen Impftermin zugeordnet bekommt, sollte deshalb selbständig die zugeteilten Termine stornieren", schreibt der Landkreis Freyung-Grafenau. Den betroffenen Kommunen bleibt nichts anders als sich bei den Bürgerinnen und Bürgern zu entschuldigen und sich ans Ministerium zu wenden.

Gesundheitsministerium verteidigt Impftermin-Software

Das Problem mit der Software in Bayern ist schon länger bekannt. Immer wieder kommt es offenbar bei der verwendeten Impfsoftware Bayimco zu Pannen.  Die sieben Buchstaben stehen für "Bayerisches Impfmanagement gegen Corona".

Das bayerische Gesundheitsministerium nennt Wartungsarbeiten als Grund für die Probleme, wie die Süddeutsche Zeitung in anderen Fällen berichtet. Das Gesundheitsministerium habe das Impfportal erst jüngst in Schutz genommen.  "Die Terminvergabe über Bayimco funktioniert", hieß es. Die Vergabe der Impftermine verlaufe fair. Die Software sei ein "effektives Tool zur Pandemiebekämpfung". Doch in  bayerischen Kommunen wächst der Unmut. Die Landratsämter entschuldigen sich bei den Bürgerinnen und Bürgern für die Unanehmlichkeiten.

In Arztpraxen hat Bayern inzwischen die Priorisierung aufgehoben: Dort darf der Impfstoff AstraZeneca auch an Personen unter 60 Jahre, die keine Risikopatienten sind, verimpft werden. In Impfzentren wird dieses Vakzin nicht mehr verwendet.

Im überwiegenden Teil der Bayerischen Impfzentren erhalten derzeit  Menschen aus der Priorisierungsgruppe 3 ein Impfangebot, das sind vor allem die 60 bis 69-Jährigen, aber unter anderem auch Lehrkräfte an Gymnasien, Real- und Mittelschulen sowie Beschäftigte im Lebensmittel-Einzelhandel.

Panne Impfen Bayern

Weitere Pannen in anderen Bundesländern

Es ist nicht die erste Panne beim überregionalen Impfmanagement: Über 65-Jährige konnten online in mehreren Bundesländern keinen Termin bei einem Impfzentrum machen. Außer, sie gaben bei der Eingabe ein jüngeres Alter an. Das Problem bei der Buchung durch oder für über 65-Jährige betraf offenbar nicht nur die Brandenburger. Auch Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen sowie Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt nutzen die Online-Plattform für die Vermittlung der Impftermine.

Ministerium forderte zum Mogeln bei Impfterminen auf

Der Fehler führte dazu, dass das brandenburgische Gesundheitsministerium damals impfberechtigte Bürger zum Mogeln aufforderte. "Die Betroffenen müssen daher bitte ein Alter zwischen 18 und 64 Jahren in der Abfragemaske eingeben, um erfolgreich einen Termin zu buchen", lautete damals der gutgemeinte Rat des Ministeriums auf der Homepage. Zuständig für die Online-Plattform www.impfterminservice.de ist nicht das Land, sondern die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Der Fehler wurde nach deren Auskunft dann behoben.