Die Mobilität ist mit dem 9-Euro Ticket gestiegen - vor allem im Schienenverkehr - die Zahl der Autofahrten sank hingegen nur sehr leicht
Die Mobilität ist mit dem 9-Euro Ticket gestiegen - vor allem im Schienenverkehr, wie hier am Hamburger Hauptbahnhof - die Zahl der Autofahrten sank hingegen nur sehr leicht
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9-Euro-Ticket führte im Juni insgesamt zu mehr Verkehr

Das 9-Euro-Ticket hat im ersten Monat nach Einführung offenbar dazu geführt, dass die Deutschen mehr unterwegs waren. Das zeigen Auswertungen von Mobilfunkdaten. Die Zahl der Bahnreisen ist demnach deutlich gestiegen. Im Gegenzug ist - trotz der explodierenden Benzinpreise im Juni - die Zahl der Reisen im Straßenverkehr kaum zurückgegangen.

Das 9-Euro Ticket war von Anfang an hoch umstritten. Vor allem die Kosten von rund 3 Milliarden Euro für das dreimonatige Projekt wurde von vielen kritisiert. Insbesondere die regionalen Verkehrsverbünde fürchten, dass Sie auf einem Teil der Kosten sitzenbleiben werden, weil die Erstattung nicht ausreichen könnte. Zur Finanzierung gibt es noch keine neuen Daten, wohl aber zum Mobilitätsverhalten der Deutschen im Monat Juni. Und das hat sich deutlich verändert. Das zeigen Sonderauswertungen von Mobilfunkdaten des Statistischen Bundesamtes.

Die Zusammenfassung: Die Deutschen sind in ihrer Freizeit, vor allem am Wochenende, deutlich mehr Bahn gefahren und haben Ausflüge nachgeholt. Vor allem längere Strecken waren beliebt. Der Autoverkehr ist zumindest in der Woche kaum zurückgegangen. Fahrten zur Arbeit und kürzere Strecken wurden weiter mit dem Auto erledigt. Trotz der Rekordpreise an den Tankstellen im Juni (Tankrabatt wirkte erst in der zweiten Junihälfte). Umgestiegen vom Auto sind sie aber nicht, sie haben am Wochenende zusätzliche Ausflüge unternommen, die sie sonst nicht gemacht haben und so waren die Menschen so viel unterwegs, wie lange nicht. Die Bahn kann trotzdem Rekorde vermelden: Im Juni lagen die deutschlandweiten Bewegungen im Schienenverkehr im Schnitt 42 Prozent höher als im Juni des Jahres 2019. Beim Autoverkehr hingegen wenig Veränderung. 

Zahl der mit dem Auto zurückgelegten Fahrten ist durch 9-Euro Ticket kaum gesunken 

Am Wochenende zeigt sich durchaus ein moderater Rückgang der Autofahrten im Monat Juni. Das betrifft vor allem Reisen mit einer Länge von über 300 Kilometern. In der Woche ist von diesem Effekt aber nur sehr wenig zu spüren - je nach Tag zwischen drei und sechs Prozent, zeigen die Mobilfunkdaten, beträgt im Schnitt der Rückgang auf kürzeren Strecken. Hierzu muss man jedoch wissen, dass im Juni die Preise an den Tankstellen zunächst trotz des Benzinrabatts vielerorts kaum bis gar nicht gesunken waren und somit der Benzinpreis auf Rekordniveau lag. Den Rückgang an den Wochenende führen die Statistiker in der Tat auf die intensive Nutzung des 9-Euro Tickets zurück. In der Woche dürfte der Umstieg auf dem Weg zur Arbeit hingegen nur sehr bedingt gelungen sein. 

9-Euro Ticket hat Gesamtzahl der Fahrten über alle Verkehrsträger hinweg erhöht 

Abgesehen vom Pendlerverkehr sind die Menschen am Wochenende für lange Ausflüge hingegen offenbar auf die Bahn oder den Bus umgestiegen. Beziehungweise, viele haben das 9-Euro Ticket offenbar genutzt um Fahrten zu machen, die sie sonst nicht gemacht hätten. Denn insgesamt ist die Mobilität und die Zahl der Bewegungen mit Verkehrsmitteln im Juni gestiegen. Logische Schlussfolgerung: Wegen hoher Benzinpreise haben Bürger in der Vergangenheit auf Wochenendausflüge verzichtet und sie - auch wegen des schönen Wetters im Juni und der Feiertage wie Pfingsten - nun nachgeholt. Mit der Bahn. Insbesondere längere Strecken haben die Bürger deutlich häufiger mit der Bahn zurückgelegt. Der Schienenverkehr legte im Monat Juni 2022 im Vergleich zum Juni 2019 an den verschiedenen Tagen sehr unterschiedlich stark zu. Samstags und Sonntags lag das Plus bei rund 70 Prozent, Montags bei immerhin noch 42 Prozent - ein Hinweis, dass viele ein verlängertes Wochenende geplant haben. Denn Dienstags bis Freitags lag das Plus im Schnitt "nur noch" bei 30 bis 35 Prozent.

Hinweis zur Methodik:

Zur Abbildung der Mobilität verwendet das Statistische Bundesamt anonymisierte und aggregierte Mobilfunk­daten aus dem Netz des Mobilfunk­anbieters Telefónica, die vom Unternehmen Teralytics aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Bewegungen werden auf Basis von anonymisierten und aggregierten Mobilfunkdaten aus Positionsänderungen identifiziert, wenn die Aufenthalte an Start- und Zielort mindestens 30 Minuten betragen.